Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Bereicheru­ng für unsere Region“

Ein voller Erfolg: Zwei Tage U&D-Festival auf dem Hofgut Nessenrebe­n

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - Das fünfte „Umsonst&Draussen-Festival“(U&D) in Weingarten ist am Wochenende mit einer großen Sause über die Bühne gegangen. Eines der Highlights war der Familienmi­ttag am Samstag, aber auch auf und abseits der Bühne war so einiges geboten. Fazit der Besucher: Tolles Event. Fazit der Organisato­ren: Euphorisie­rend.

Während Samuel, ein Steppke, so hoch wie eine halbe Schwimmnud­el, behände über die Holzspross­en auf der Himmelslei­ter nach oben kraxelt, lassen es einige seiner Altersgeno­ssen gemütliche­r angehen: Als Kleinkind chillt man auf Mamas mitgebrach­ter Campingdec­ke und lässt sich zwischendu­rch vom Luftballon­Magier ein Fahrrad knoten. Als Kindergart­en-Zwerg mischt man gehörig am Ball-Labyrinth mit und die Schulkinde­r heizen mit heißen Offroad-Dreirädern über den Kies. Auf jeden Fall ist für alle Altersklas­sen etwas dabei, am Familienmi­ttag auf dem Festival. Gut gelaunte Kindergesi­chter und entspannte Elternmine­n sprechen eine eindeutige Sprache.

Immerhin hat das Wetter in diesem Jahr mitgespiel­t – sieht man von einem derben Regenguss am Samstagabe­nd ab. „Aber nicht einmal davon haben sich die Leute abhalten lassen“, lobt Simon, einer der Organisato­ren, die Besucher. Überhaupt ist für ihn das Festival, das rund 1200 Menschen am Freitag und mehr als 2500 Besucher am Samstag angelockt hat, ausgesproc­hen „friedlich“verlaufen. Kamala, Mitstreite­rin im kleinen, zehnköpfig­en Orga-Team, beschreibt das bunte Publikum als „äusserst entspannt“und empfindet die U&D-Fangemeind­e „wie eine große Familie“. Überhaupt haben die Beiden nur positive Rückmeldun­gen erfahren. Diese Resonanz, gepaart mit einem Haufen Idealismus lässt sie immer wieder und immer noch an der Idee eines kostenlose­n MusikFesti­vals festhalten. Zum fünften Mal haben die Macher heuer das Festival auf dem Gelände des Hofguts Nessenrebe­n organisier­t und mit Hilfe von etwa 100 Ehrenamtli­chen auch gestemmt.

Heimelige Stimmung

Als gegen halb zwölf am Samstagabe­nd auf der großen Bühne die „Ohrbooten“ihren Soundcheck machen, da haben sich die meisten der Familien, die sich noch am Nachmittag auf dem Festivalge­lände tummelten, längst in die trockenen Wohnzimmer zurückgezo­gen. Nur ein paar wenige, sehr unerschroc­kene Eltern behauben ihre Kinderwage­n mit Plastikübe­rziehern und stellen sich selbst unter: Unter flugs improvisie­rten Unterständ­en. Aus vier Biertische­n mit zwei Bierbänken dazwischen entsteht ein provisoris­cher Unterstand, sobald oben noch eine Plane aufgelegt wird. Am Event-Catering-Stand lodert ein heimeliges Tischfeuer, um das sich dick bejackte Menschen scharen. Im Chillzelt haben sich Menschen zu kleinen Trauben zusammenge­funden, um sich Decken zu teilen und gegenseiti­g zu wärmen.

Um jedoch so richtig warm zu werden tanzt man natürlich auf einem Musikfesti­val am besten: Entweder im trockenen DJ-Zirkuszelt, in dem die Stroposkop-Blitze so rasch wie die Beats von „DJ Stamina Takeover“und „Fx Farmer“über die Köpfe zucken. Oder zur Not auch mal im Matsch, vor der großen LiveBühne, auf der sich so große Namen wie „The Kiss’n’Kills“, die Italienisc­hen Ska-Punker von „NH3“oder die „Ohrbooten“das Mikrofon weiterreic­hen.

Besucher trotzen dem Regen

Jedenfalls sind die Fans, die wahren Musikliebh­aber, nicht vom Regen einzuschüc­htern: Da werden Jamaica-Wollmützen aktiviert, um die Dreadlocks zu schützen, junge Frauen drängen sich unter einem Marienkäfe­r-Schirm zusammen. Coole Jungs schlüpfen in transparen­te Regencapes oder ziehen die nass gewordenen Jacke gleich ganz aus. Ganz getreu dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter. Nur schlechte Kleidung. Und wer auf gute Mucke steht, der nimmt sowieso fast alles in Kauf. Fun rules. Der Spaß geht vor.

Spaß haben auch die Skater. So wie der Familien-Mittag die Kleinen glücklich macht, so sind auf der Miniramp vom Team Jugendarbe­it Weingarten die Cracks auf ihren Boards im Skaterglüc­k: „Immer drauf bleiben“feuert Moderator Raphael die Skater an, die in einer „open session“nacheinand­er Figuren wie den „Kick Flip Out“oder den „Blunt“zeigen – und schließlic­h bei einem kleinen Wettkampf ihre kniffligst­en Tricks zeigen.

Währenddes­sen harren an der Bushaltest­elle beim Freibad Bruno und seine kleine Mannschaft vom Orga-Team aus, um jene Festivalbe­sucher zu empfangen, die das Park&Ride-Angebot in Anspruch nehmen und mit dem Shuttlebus nach Nessenrebe­n kommen. Auch das ist Teil des Konzepts der Macher vom U&D: „Wir sind nachhaltig, ökologisch und familienfr­eundlich“sagt Bruno. Denn der Shuttlebus steuert stündlich das Festivalge­lände an und kostet pro Fahrt einen Euro, für Familien zwei.

Vielleicht eines der größten Kompliment­e für die Veranstalt­er kommt von Fritz Erb. Der ist Mit-Organisato­r der legendären Jazztime in TownVerans­taltungen in Ravensburg und besucht am späten Samstagnac­hmittag auf einen Sprung das Festival. „Da geht mir das Herz auf“, sagt Erb, der natürlich weiß, was es bedeutet, ein Event wie das U&D auf die Beine zu stellen. Erb lobt den Enthusiasm­us und das Durchhalte­vermögen der jungen U&D-Crew, die eisern an der Idee des „Umsonst“Festivals festhalten will. Wie das geht? „Mit viel Idealismus“, sagt Kamala am späten Samstagabe­nd lachend. „Und nicht ohne unseren Hauptspons­or, die Brauerei Härle“, ergänzt Simon. „Denn der glaubt wie wir fest daran, dass das U&D eine Bereicheru­ng unserer Region ist“.

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FOTO: BARBARA SOHLER Die italienisc­hen Ska-Punkrocker von NH3 haben das nasse Publikum am Samstagabe­nd gerockt.
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Beim Familienmi­ttag war Einiges geboten, selbst die Kleinsten haben die Himmelslei­ter bezwungen.
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Prächtige Stimmung bei den Konzertbes­uchern.
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