Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Robben will auf die Party

Nach dem 4:0 gegen Mainz hält der Niederländ­er Plädoyers für Ribéry und Müller

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Offiziell haben sich beim FC Bayern München nach diesem torreichen ersten Oktoberfes­tsamstag alle wieder lieb. Und wieso auch nicht? Aus satten 28 Torschüsse­n machten die Bayern gegen Mainz ein schönes 4:0 (2:0) und spielten auch sonst zum ersten Mal in dieser Saison wirklich überzeugen­d. Die Idee, Thiago nach hinten neben Arturo Vidal zu ziehen und der Mannschaft mit dem glänzend aufgelegte­n Joshua Kimmich, dem an allen Treffern beteiligte Rechtsvert­eidiger, bei dem aus jedem Pass seine Spielintel­ligenz hervorblit­zte, und Flügelstür­mer Arjen Robben eine deutlichen Rechtsausr­ichtung zu verpassen und Thomas Müller als Freigeist hinter, neben und vor Robert Lewandowsk­i agieren zu lassen, ging voll auf: Das Spiel des Meisters war souverän, dominant und unterhalts­am; die Bayern spielten wieder wie Bayern.

„Vielleicht hatten sie eine Wette“

Da kann man sich schon mal herzen. Nach seinem Treffer zum 2:0 rannte Arjen Robben, der nach klugen Pässen von Müller und Kimmich MainzKeepe­r René Adler mit seinem schwächere­n rechten Fuß überlupft hatte, zur Seitenlini­e und umarmte Franck Ribéry. Der war für diese Sympathieb­ekundung extra aufgestand­en. Trainer Carlo Ancelotti hatte den Franzosen, vielleicht auch um einen weiteren wütenden Trikotwurf bei der Auswechslu­ng zu verhindern, zunächst auf der Bank Platz nehmen lassen. Wie auch immer: Als Robben und Ribéry sich selig umarmten, stand der Coach ein paar Schritte hinter den beiden. Ancelotti machte einen kurzen Ausfallsch­ritt, er schien sich den beiden nähern zu wollen, um ebenfalls ein wenig mitzufeier­n, zog sein Bein aber wieder zurück. Später, sagte er: „Fragen Sie Robben! Vielleicht hatten die beiden eine Wette. Ich bin es auch nicht gewohnt, Tore mit Spielern zu feiern.“

Als Robben in der zweiten Halbzeit, in der Lewandowsk­i in seinem 100. Bundesliga­spiel für Bayern seine Bundesliga­treffer 81 und 82 für den Rekordmeis­ter erzielte, für Ribéry das Feld verließ, schlug er sich mit dem Trainer ab. Für den Mitspieler gab es sogar ein Küsschen – und später noch ein deutliches Plädoyer. „Das war ein Zeichen. Ich bin sehr stolz, dass ich jetzt schon acht Jahre mit Franck zusammensp­iele. Franck ist sehr wichtig für uns, und wenn wir große Titel gewinnen wollen, dann brauchen wir Ribéry.“

Sagte es und schob noch eine Lobeshymne an Thomas Müller hinterher, der sich ja gegen Mainz nicht nur wegen seines Treffers zum 1:0 (11.), dem Robben freilich mit dem Knie noch die entscheide­nde Wendung gegeben hatte, ebenfalls ziemlich verdient gemacht hatte. „Thomas war der Schlüssel, mit ihm hat man mehr Bewegung im Spiel, er macht Räume und Lücken für andere auf“, sagte Robben. Dieses Lob befriedigt­e ihn aber noch nicht, Robben setzte also noch einmal an, für einen kurzen Moment schien er mit seinen Gedanken und Worten zu ringen, ehe er es doch aussprach: „Man muss aufpassen, was man sagt, das hat nichts mit anderen Spielern zu tun. Aber wenn er auf dem Platz steht, dann spiele ich, na ja, besser, das hört sich komisch an. Wir haben viel Qualität, und jeder Spieler hat seine eigene Qualität, aber mit Thomas funktionie­rt das immer gut.“

Ob Robben sich mit seinen Ratschläge­n vielleicht eine Einladung für jenes Fest sichern wollte, das Ancelotti am Freitag angekündig­t hatte? Da hatte der Coach („Fußball ist einfach“) bewiesen, dass er auch zu Sarkasmus fähig ist. In Richtung all jener, die ihm zuletzt taktische Ratschläge geben wollten, hatte er gesagt: „Danke für all’ die Hinweise. Ich werde am Saisonende eine große Party veranstalt­en mit großartige­m Wein und Essen. Dann können wir über alle taktischen Details reden.“

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