Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Jamaika im Wahlkreis
Drei Abgeordnete aus dem Wahlkreis Ravensburg im Bundestag hat es lange nicht gegeben, drei aus drei Parteien noch nie. Ja- maika, die große Option in Berlin, sicher für Allgäu und Oberschwaben: das ist ein interessantes Farbenspiel. Im Verbund können sich Axel Müller (CDU), Agnieszka Brugger (Grüne) und Benjamin Strasser (FDP) für ihre Wähler Gehör verschaffen.
Die Voraussetzungen sind für die schwarz-grün-gelbe Delegation aus Oberschwaben und Allgäu recht gut: Alle drei sind vergleichsweise jung, ambitioniert und haben im Wahlkampf einen guten Umgang miteinander gepflegt.
Auch interessant: Agnieszka Brugger, vor noch nicht allzulanger Zeit die jüngste weibliche Bundestagsabgeordnete, ist in dieser Konstellation nun die „Etablierte“, hat sich längst bundesweit einen Namen gemacht. Umso mehr gilt das für ihren Wahlkreis, wie das starke Ergebnis am Sonntag gezeigt hat. Sie hat den Abstand auf die CDU enorm verkürzt.
Der nominelle Wahlsieger im Kreis aber ist Axel Müller. Der kann mit seinem Ergebnis halbwegs zufrieden sein: Groß waren und sind die Spuren von Andreas Schockenhoff. Müller hat dessen Ergebnis im ersten Anlauf nicht erreichen können. Das hängt sicher auch mit den brutalen Verlusten für die CDU im Rest des Landes zusammen. Müller hat aber auch davon profitiert, dass Oberschwaben im Bund am Ende noch immer CDU-Hochburg war. Mit Engagement und ohne Überheblichkeit hat er sich daran gemacht, Schockenhoffs Erbe anzutreten. Der Weingartener wird sicher seinen Platz finden im mutmaßlich lauter werdenden konservativen Flügel der CDU.
Benjamin Strasser hat sich schon vor der Landtagswahl als politisches Talent erwiesen, er hat in den vergangenen Wochen wichtige Themen für den ländlichen Raum besetzt.
Noch größer als im Bund ist das Debakel dagegen für die SPD im Wahlkreis ausgefallen. Für die leidenschaftlich kämpfende Heike Engelhardt war der Sonntag nach der Klatsche bei den Landtagswahlen erneut nur frustrierend.
Zuletzt: „Oberschwaben ist bunt“heißt eine Initiative gegen Rechts. Das Gesamtergebnis im Wahlkreis passt farblich noch weitgehend dazu. Auch eine gute Nachricht.