Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Grüne und Liberale sind die Gewinner
Agnieszka Brugger und Benjamin Strasser planen schon ihre Zeit in Berlin
RAVENSBURG (sz) - Eine JamaikaKoalition in Berlin ist für viele Politiker aus dem Landkreis Ravensburg eine gute Option. „Man muss jetzt staatspolitisch denken, nicht parteipolitisch“, sagte beispielsweise der langjährige Landtagsabgeordnete und frühere Minister Rudolf Köberle.
Manfred Büchele, CDU-Stadtrat aus Ravensburg:
„Die Verteufelung der AfD als Schmuddelkind hat dieser Partei nur genützt. Es wäre zehnmal vernünftiger gewesen, ihr argumentativ zu begegnen. Denn es gibt genug gute Argumente gegen die AfD-Positionen.“
Rudolf Köberle, Kreisvorsitzender der CDU aus Ravensburg:
„Es gibt jetzt keine Alternative zur Jamaika-Koalition. Man muss jetzt staatspolitisch denken, nicht parteipolitisch.“ RAVENSBURG (jab) - Die Gewinner des Wahlabends waren FDP und AfD. Doch auch die Grünen fuhren ein besseres Ergebnis als bei der vergangenen Wahl ein. Dennoch trübte der Einzug der Alternative für Deutschland die Stimmung auf den Wahlpartys.
„Es hat eine rechtspopulistische Kraft den dritten Platz belegt, die einen Wahlkampf mit Hass und Hetze geführt hat“, meinte die GrünenBundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger, die über die Landesliste erneut in das Deutsche Parlament einziehen wird. Mit ihrem eigenen Wahlkampf ist die 32-Jährige zufrieden. „Wir haben auf den letzten Metern noch mal alles gegeben und das hat offenbar einige Menschen davon überzeugt, uns ihre Stimme und ihr Vertrauen zu geben.“Ihr Wahlziel hätten die Grünen allerdings verfehlt, denn das lautete Zweistelligkeit. Für die nächsten vier Jahre wolle man nun Lehren ziehen, so Brugger. Denn die Wähler der AfD müssten zurückgeholt werden. „Wir sind weltoffen und damit ganz anders als die AfD“, so Brugger, „und das ist unsere Stärke.“
Stark fühlte sich am Sonntagabend auch FDP-Mann Benjamin Strasser, der schon am heutigen Montag in Berlin sitzen und die ersten Fraktionsgespräche führen wird. „Es ist so unglaublich und ich kann es noch gar nicht richtig fassen“, beschrieb er seine Gefühlslage nach den ersten Hochrechnungen, die die Liberalen bei 10,5 Prozent sahen. Er selbst würde eigenen Angaben zufolge gerne im Innenausschuss und im Ausschuss für Landwirtschaft und ländlichen Raum mitwirken.
Mit Sohn Benjamin freuten sich auch die Eltern Roseliese und KarlHeinz Strasser. „Er hat immer gekämpft und nie das Ziel aus den Augen verloren“, erzählte Mama Roseliese. Sie wünscht sich für ihren Sohn, „dass er sich in Berlin nicht verbiegen lässt“. Papa Karl-Heinz imponiert an seinem Sohnemann, dass er ein „Politiker der Zukunft“ist. „Er denkt überparteilich, ihm geht es immer um die Lösungen“, so Karl-Heinz Strasser.
Bergs Bürgermeister Helmut Grieb freute sich, dass mit dem 30jährigen Benjamin Strasser ein Sohn der Gemeinde nach Berlin geht. „Da kann er dann kommunale Themen mit in den Bundestag nehmen“, plante Bürgermeister Grieb schon am Sonntagabend.