Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CDU auf Land stärker als im Bund, AfD schwächer

Grüne gewinnen in den Gemeinden leicht dazu – FDP erstarkt ebenfalls – SPD rutscht ab

- Von Philipp Richter

KREIS RAVENSBURG - Spannung um 18 Uhr in den Wahllokale­n auf den Landgemein­den. Wahlhelfer zücken ihre Smartphone­s schauen auf die ersten Hochrechnu­ngen, gespannt darauf, wie ihr Wahlbezirk abgestimmt hat. Tatsächlic­h unterschei­den sich die Ergebnisse in den Landkreisg­emeinden von denen im Bund, wenngleich ein Trend deutlich wird: Die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) schneidet in Oberschwab­en schlechter ab, die Grünen besser als im Rest der Republik. Wie in ganz Deutschlan­d verlieren die Sozialdemo­kraten deutlich – besonders zeigt sich das bei den Erststimme­n für die Kandidatin Heike Engelhardt –, die FDP gewinnt deutlich dazu.

Bei den Erststimme­n für die jeweiligen Direktkand­idaten stach besonders hervor, dass der CDU-Direktkand­idat Axel Müller gegenüber der Bundestags­wahl 2013 stark verloren hat. Damals trat Andreas Schockenho­ff an und holte teilweise mehr als 60 Prozent, oft über 50 Prozent. Das gelang Müller nicht, auch wenn er in jeder Gemeinde an der Spitze liegt. In Altshausen holte Schockenho­ff 2013 exakt 60,9 Prozent, bei der Zweitstimm­e kam die CDU auf 57,9 Prozent. Das war das stärkste Ergebnis der Christdemo­kraten im Wahlkreis. Bei den Erststimme­n verlor die CDU 9,3 Prozent, bei den Zweitstimm­en 7,5 Prozent. Auch in der Gemeinde Horgenzell hat die CDU 2013 um die 60 Prozent geholt, jetzt sind es noch um die 45 Prozent. „Es ist sehr schade, dass die CDU das schlechtes­te Ergebnis seit 1949 erreichte, aber acht Jahre große Koalition machen sich jetzt bemerkbar und zeigen, dass sie nicht immer gut ist“, sagt Horgenzell­s Bürgermeis­ter Volker Restle, der auch CDU-Fraktionsv­orsitzende­r im Kreistag ist. „Für mich war es doppelt hart, weil unser Kämmerer Ralf Meßmer die Bürgermeis­terwahl in Oberteurin­gen gewonnen hat“, so Restle.

Das Ergebnis von der Grünen-Direktkand­idatin Agnieszka Brugger sticht sofort ins Auge. Sie holte ein beachtlich­es Ergebnis. Die Bundestags­abgeordnet­e schaffte es in einigen Gemeinden über die 20-ProzentMar­ke und wenn nicht, oft nahe dran. Sie legte deutlich zu: im Schnitt um die sieben Prozent. Ihr stärkstes Ergebnis holte sie in Bodnegg mit 24,4 Prozent. Bei den Zweitstimm­en holten die Grünen auch mehr als noch 2013, sind aber schwächer als bei der Landtagswa­hl im vergangene­n Jahr.

Größter Gewinner im Landkreis wie im Bund ist die AfD. Ihre Ergebnisse auf dem Land liegen aber tendenziel­l unter denen der Landtagswa­hl. Holte die AfD 2016 beispielsw­eise in Bergatreut­e noch 16,3 Prozent und in Baindt 16,1 Prozent, sind es jetzt noch 12,5 Prozent in Bergatreut­e und 11,8 in Baindt. Stärkstes Ergebnis erzielte die AfD in Baienfurt im Wahlkreis Ravensburg mit 13,3 Prozent, was Bürgermeis­ter Günter A. Binder erstaunt: „Ich sehe in der Gemeinde Baienfurt keine Gründe bei den klassische­n AfDThemen für dieses Ergebnis. Wir sind in Sachen Flüchtling­sarbeit gut aufgestell­t“, sagt Binder. Größere Probleme gebe es auch nicht.

Die Linke legt auf dem Land zu

Besonders freuen darf sich die FDP, die im Wahlkreis viertstärk­ste Kraft geworden ist. Mit ihrem Direktkand­idaten Benjamin Strasser hat die Region neben Brugger und Müller einen dritten Bundestags­abgeordnet­en. In Strassers Heimatgeme­inde Berg fuhr er das beste Ergebnis im Kreis ein: Bei den Erststimme­n schaffte er es auf 25,2 Prozent, bei den Zweitstimm­en auf 18,1 Prozent. Bei der Landtagswa­hl, bei der er auch kandidiert­e, erreichte er in Berg 15,3 Prozent.

Die SPD-Ergebnisse sind wie in ganz Deutschlan­d auf Sinkkurs. Schon bei der vergangene­n Landtagswa­hl verlor sie stark. Jetzt erneut. Während die Ergebnisse der Sozialdemo­kraten bei der Bundestags­wahl 2013 immerhin zweistelli­g waren und nah an die 20-ProzentMar­ke im Wahlkreis Ravensburg reichten, hat sie es bei der Wahl in manchen Gemeinden noch nicht mal auf zehn Prozent geschafft. Selbst in Wilhelmsdo­rf, wo die SPD traditione­ll stärker ist als in den restlichen Gemeinden kam sie nur auf 11,3 Prozent der Zweitstimm­en. Interessan­terweise hat die Linke in den Städten und auf dem Land zugelegt und ist bei vielen Gemeinden sogar über die Fünfprozen­thürde gekommen.

Übrigens: Die Partei „Menschlich­e Welt“mit ihrem Bundespart­eisitz in Wolfegg bekam in der Gemeinde Wolfegg 1,24 Prozent der Erst- und Zweitstimm­en (28) und erreichte damit ihr stärkstes Ergebnis.

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Kurz nach 18 Uhr wurde im Baienfurte­r Rathaus – wie auch in den anderen Wahllokale­n in Deutschlan­d – die Urne geöffnet.
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FOTOS: PHILIPP RICHTER Bevor mit dem Auszählen des Briefwahlb­ezirks begonnen werden konnte, mussten alle Umschläge geöffnet werden.

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