Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mit einfachsten Mitteln draußen Spaß haben
Das Drachenfest in Nessenreben kommt bei Kindern und Eltern wieder bestens an
WEINGARTEN - Seit 33 Jahren gibt es in Weingarten das Drachenfest. Und auch nach all dieser Zeit wird die Begeisterung für die Luftsegler bei Groß und Klein nicht weniger. So auch am vergangenen Wochenende, als wieder zahlreiche Menschen nach Nessenreben strömten, um ihre Drachen steigen zu lassen.
Werner Gruber ist ein echter Drachennarr. Stundenlang könnte er über die verschiedenen Konstruktionen, Flugtypen und Formen erzählen, ohne Luft zu holen. Im April 1990 hat er sein Hobby zum Beruf gemacht und in Ravensburg die „Drachengrube“eröffnet. Das Drachenfest richtet Gruber gemeinsam mit der Jugendfeuerwehr Weingarten aus.
Der Andrang ist groß, obwohl es speziell am Sonntagmorgen schlecht aussieht mit dem Wind. Zwar geben die Leute auf der riesigen Wiese in Nessenreben alles, um ihre Drachen in die Lüfte zu bekommen, aber so richtig klappen will es nicht. Doch Gruber ist vorbereitet, hat genug Angebote vor Ort, die auch ohne Wind Spaß machen. Die Stadt Weingarten ist mit dem Spielemobil da, dort können die Kinder zum Beispiel auf Pedalos fahren oder sich mit HulaHoop-Reifen austoben. Bei der Zirkusschule Moskito wird fleißig das Jonglieren geübt, und auch die Riesenseifenblasen kommen an. Auch ein Kasperletheater gibt es. Und wer will, kann sich im Bogenschießen probieren.
Neu ist in diesem Jahr die Schnitzwerkstatt. Dort zeigt Peter Blumauer aus Markdorf den Kindern die nordische Schnitztechnik, das „Grünholzschnitzen“. Dabei wird aus frischem Holz geschnitzt. „Das Holz für Sonntag habe ich erst am Samstagabend besorgt“, erklärt Blumauer. Die Mädchen schnitzen mit Vorliebe Zauberstäbe, die Jungen stellen sich Holzmesser her. „Manche Eltern sind ziemlich überrascht, wie konzentriert und ruhig ihre Kinder da sitzen und schnitzen“, lacht Blumauer. Eintritt kostet das Drachenfest nicht, lediglich fürs Kasperletheater ist eine kleine Gebühr fällig. „Mindestens 15 Prozent unserer Angebote sind kostenlos“, erklärt Gruber. „Das ist unsere Vorgabe.“Auch vermeintliche Klassiker wie eine Hüpfburg sucht man in Nessenreben vergebens. „Wir wollen den Kindern zeigen, dass sie mit einfachsten Mitteln draußen Spaß haben können“, erläutert Gruber das Konzept.
Gegen Mittag wird es besser mit dem Wind. Bei jeder noch so kleinen Böe lächelt Gruber und nickt zufrieden: „Das wird, das wird.“Am Samstag habe man den Boden nicht mehr gesehen vor lauter Leuten. Endlich lassen auch am Sonntag die professionellen Drachenbauer ihre Drachen in die Lüfte steigen. Bis aus Schwäbisch Gmünd und St. Gallen kommen sie. „Alles Unikate“, sagt Gruber über die selbstgebauten Exemplare. Auch immer mehr Drachen der übrigen Besucher halten sich nun am Himmel. Viele Familien mit kleinen Kindern sind da. Wobei die Eltern mindestens so viel Spaß haben wie ihre Kinder.