Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Umsatz der Geschäfte steigt leicht an
Acocella-Gutachten: Größter Konkurrent für Ravensburg ist das Internet
RAVENSBURG - Der Ravensburger Einzelhandel brummt. Das lässt sich an den Umsatzzahlen ablesen, die im Rahmen des neuen Acocella-Gutachtens ermittelt wurden. Im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2007 stieg der Umsatz in den Betrieben (einschließlich Lebensmittelhandel, Apotheken und Tankstellen) um 15 Prozent auf 601,8 Millionen Euro. Die Zahl der Betriebe sank zugleich von 584 auf 538, während die Verkaufsfläche insgesamt stagnierte. Ravensburg folgt in der Beziehung dem bundesweiten Trend zunehmender Verkaufsflächen pro Betriebseinheit. Heißt auf Deutsch: Es gibt weniger Geschäfte, die sind dafür aber größer als vor einem Jahrzehnt.
1318 Passanten wurden an drei Standorten befragt, was sie in Ravensburg so treiben: zum Beispiel einkaufen, arbeiten, essen. 45 Prozent kamen gezielt zum Einkaufen, mehr als 25 Prozent zum Bummeln. Über zehn Prozent gaben jeweils an, sie seien wegen der Gastronomie beziehungsweise der Arbeit in der Stadt. Einzelne Befragte wollten zum Frisör, ins Kino, zum Arzt, ins Museum oder waren als Touristen in der Stadt.
Die meisten kommen immer noch mit dem Auto
Die Daten zur Mobilität dürften Umweltschützer eher nicht erfreuen: Mehr als 70 Prozent kommen mit dem Auto, entweder selbst am Steuer oder als Mitfahrer. 25 Prozent nutzen Bus oder Bahn, der Rest fährt mit dem Fahrrad, dem Mofa oder geht zu Fuß. Für die Autofahrer sind gebührenfreie Parkplätze nach wie vor die erste Wahl, gefolgt von der Marienplatztiefgarage (die Befragung fand im Oktober 2016 statt, als die Garage noch offen war). Dann kommen die Parkhäuser Gänsbühl, Frauentor, Untertor und Rauenegg.
Auf die Frage, was sie üblicherweise in Ravensburg einkaufen, haben die Passanten Bekleidung, Schuhe, Haushaltswaren, aber auch Nahrungsund Genussmittel sowie Drogeriemarktartikel und Parfums genannt. Das verdeutlicht laut Gutachter die Bedeutung der Innenstadt für die klassische Nahversorgung. Lebensmittelmärkte und Drogeriemärkte seien als Frequenzbringer von wesentlicher Bedeutung. Defizite, also eine Unterversorgung, gibt es laut der Studie bei Blumen, sonstigen Pflanzen und Zoo-Artikeln.
Interessanterweise nehmen die größten Flächen im Ravensburger Einzelhandel nicht – wie man spontan meinen könnte – Bekleidungsgeschäfte und Boutiquen ein, sondern Möbelgeschäfte. Das liegt laut Gutachterin Antje Schnacke-Fürst schlicht daran, dass diese riesige Grundstücke benötigen. Möbel Rundel in der Südstadt ist mit anderen, kleineren Möbelgeschäften zusammen somit größer als alle Boutiquen und Modehäuser in Ravensburg zusammengenommen. Die drittgrößte Fläche belegen die Baumärkte und Gartencenter (hauptsächlich im Gewerbegebiet Bleiche).
Wo kaufen Ravensburger Kunden sonst noch ein? Der größte Konkurrent ist der Onlinehandel, gefolgt von Friedrichshafen, Weingarten und Ulm. 85 Prozent der Befragten gaben an, heute häufiger im Internet einzukaufen als vor fünf Jahren. Warum? Hauptsächlich wegen zeitunabhängigen Bestellmöglichkeiten, günstigeren Preisen, einer besseren Auswahl und Vielfalt oder, weil der entsprechende Artikel in Ravensburg nicht zu haben sei.
In einer Serie stellt die „Schwäbische Zeitung“einzelne Aspekte des Acocella-Gutachtens vor. Im nächsten Teil geht es um die Situation in den Ortschaften und Stadtteilen.