Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Damals in der unteren Federburgstraße
Weil man sich heutzutage vorzugsweise unter Menschen seinesgleichen bewege, sei es mit der Vernetzung mit Menschen anderer Herkunft, Bildung, Meinung und Sprache weitaus schwieriger als früher, heißt es häufig.
Ich erinnere mich gut daran, wie schmerzlich es für mich als gebürtiger Südstädtler von der Tettnanger Straße einst war, im Rahmen heftiger Fußballspiele die körperliche und spieltechnische Überlegenheit jener Kicker zu akzeptieren, die aus dem „Kongo“stammten, wie wir damals das Gebiet entlang der Schussen nannten, welches später vom unvergessenen Stadtrat Eugen Bucher als „untere Federburgstraße“bezeichnet worden ist.
Mindestens so interessant wie die Kickerei gegen den „Kongo“war auch die bandenmäßige Auseinandersetzung mit den Knaben aus dem „Aigen“. Mit ihnen schloss die berühmte „Sauseng-Bande“vom Gebiet der ehemaligen Fabrik „Rugel und Lutz“oberhalb der Hindenburgstraße seinerzeit gerne Koalitionen gegen vorwiegend evangelische Südstädtler, welche als Flüchtlinge nach dem Krieg ins Oberschwäbische geraten waren, wenn nicht gerade allgemeiner Koalitionszwist angesagt war, welcher gerne auf dem Pausenhof der Neuwiesenschule ausgetragen wurde.
Dass man seinerzeit in höher liegenden Wohnbereichen des Veitsburghanges zum nachmittäglichen Tee Milch oder gar Rahm auf silbernen Löffelchen nahm, lernte ich bei Besuchen bei meinem Fabrikantensohn-Freund oberhalb der Federburgstraße. „Zieh deine Sonntagshose an“, sagte meine Mutter, wenn ich dort oben eingeladen war. Seinerzeit kam ich mit allen recht gut aus.