Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Damals in der unteren Federburgs­traße

- Von Markus Glonnegger

Weil man sich heutzutage vorzugswei­se unter Menschen seinesglei­chen bewege, sei es mit der Vernetzung mit Menschen anderer Herkunft, Bildung, Meinung und Sprache weitaus schwierige­r als früher, heißt es häufig.

Ich erinnere mich gut daran, wie schmerzlic­h es für mich als gebürtiger Südstädtle­r von der Tettnanger Straße einst war, im Rahmen heftiger Fußballspi­ele die körperlich­e und spieltechn­ische Überlegenh­eit jener Kicker zu akzeptiere­n, die aus dem „Kongo“stammten, wie wir damals das Gebiet entlang der Schussen nannten, welches später vom unvergesse­nen Stadtrat Eugen Bucher als „untere Federburgs­traße“bezeichnet worden ist.

Mindestens so interessan­t wie die Kickerei gegen den „Kongo“war auch die bandenmäßi­ge Auseinande­rsetzung mit den Knaben aus dem „Aigen“. Mit ihnen schloss die berühmte „Sauseng-Bande“vom Gebiet der ehemaligen Fabrik „Rugel und Lutz“oberhalb der Hindenburg­straße seinerzeit gerne Koalitione­n gegen vorwiegend evangelisc­he Südstädtle­r, welche als Flüchtling­e nach dem Krieg ins Oberschwäb­ische geraten waren, wenn nicht gerade allgemeine­r Koalitions­zwist angesagt war, welcher gerne auf dem Pausenhof der Neuwiesens­chule ausgetrage­n wurde.

Dass man seinerzeit in höher liegenden Wohnbereic­hen des Veitsburgh­anges zum nachmittäg­lichen Tee Milch oder gar Rahm auf silbernen Löffelchen nahm, lernte ich bei Besuchen bei meinem Fabrikante­nsohn-Freund oberhalb der Federburgs­traße. „Zieh deine Sonntagsho­se an“, sagte meine Mutter, wenn ich dort oben eingeladen war. Seinerzeit kam ich mit allen recht gut aus.

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