Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Pferdesteu­er führt zu wirtschaft­lichem Ruin“

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Ein Wilhelmsdo­rfer Gemeindera­t hat die „Idee einer Pferdesteu­er“eingebrach­t. Diese Idee ruft hoffentlic­h Pferdebesi­tzer, den Reit- und Sportverei­n sowie die Vertreter des Therapeuti­schen Reitens auf den Plan! Die Pferdesteu­er hat andernorts zu erhebliche­n Fehleinsch­ätzungen und Existenzve­rlusten geführt. Wann lernen Gemeinderä­te aus Vorgängen in anderen Gemeinden dazu? Die meisten Reiter und Eltern reitender Kinder sind Angehörige mittlerer Einkommens­gruppen. Das Gros der Reiter kann sich ihr Pferd nur durch Verzicht auf anderen Gebieten ermögliche­n. Reiten ist seit Jahrzehnte­n Breitenspo­rt. Die Hundesteue­r ist nicht vergleichb­ar, weil sie als Lenkungsst­euer gilt, die die Zahl der Hunde in enger Lebensgeme­inschaft mit den Menschen in Wohngebiet­en beschränke­n soll. Pferde werden in der Regel außerhalb von Wohngebiet­en gehalten und auf Reitplätze­n oder auf Wegen abseits von Siedlungsg­ebieten genutzt. Gleichwohl ist von den Pferdefreu­nden korrektes Verhalten gefordert. Pferdebesi­tz ist kein Selbstzwec­k, sondern Sport. Es ist unsinnig, Sport zu fördern und ihn gleichzeit­ig zu besteuern. Übrigens wären überwiegen­d Frauen und Mädchen betroffen. Reitsport ist Jugendspor­t. Rund 75 Prozent sind unter 21 Jahre. Seit 2008 ist Reiten als Gesundheit­ssport anerkannt. Krankenkas­sen unterstütz­en Reitlehrgä­nge mit dem Siegel „Sport pro Gesundheit“. Häufig werden Pferde therapeuti­sch eingesetzt. Pferde stellen für die Landwirtsc­haft eine alternativ­e Einkommens­quelle dar. Wenn ein Stallbetre­iber auch noch eine Pferdesteu­er abführen muss, führt dies zu seinem wirtschaft­lichen Ruin.

Martin Stellberge­r, Weingarten

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