Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fahrradfahren für den Frieden
In 429 Tagen 16 000 Kilometer entlang der Seidenstraße
GRÜNKRAUT - Was bewegt einen Menschen dazu, seinen Beruf an den Nagel zu hängen, sein Ehrenamt aufzugeben, seine gewohnte Umgebung zu verlassen, sich aufs Fahrrad zu schwingen und loszufahren. Nicht nur für einen Tag, nicht nur für eine abenteuerliche Urlaubsreise sondern für eine Fahrt ins Ungewisse, mit der Friedensfahne am Fahrzeug mitten durch politische Unsicherheiten und kriegerische Auseinandersetzungen, von Bonn nach Japan.
Diese Frage treibt Diakon Klaus Friedrich von der Seelsorgeeinheit Vorallgäu lange schon um und so organisiert er an 14 Terminen und 14 verschiedenen Orten die Vortragsreihe zum „silkroad-project“(entlang der Seidenstraße).
Denn mehr als 14 Monate waren Wolfgang Burggraf und Dr. Gunda Werner in dieser Mission entlang der Seidenstraße unterwegs und genauso lange dürfen die Zuhörer den Hauptakteur der Reise während seiner Bildvortragsreihe durch unsere Region begleiten. In 14 Etappen, an jeweils einem Montagabend im Monat, kann der Besucher an wechselnden Orten die spannende Reise miterleben und an den besonderen Begebenheiten und Erfahrungen teilhaben.
„Am Anfang war es eine Idee“, so startet Wolfgang Burggraf den ersten Abend im Haus der Mitte in Grünkraut. Ein „Bildvortrag mit Gesprächscharakter“, das ist seine Absicht und so lässt er sich gerne unterbrechen, beantwortet bereitwillig jede Frage aus dem Publikum und findet doch immer wieder zurück zu seiner Route, die am 1. August 2010 in Bonn beginnt und die beiden Abenteurer über Österreich, Ungarn und Kroatien bis nach Serbien führt.
„Fernreiseradler“nennt er sich und meint damit, dass diese Fahrt nicht einmal im Rahmen eines Sabbatjahres zu schaffen ist, deshalb kein Arbeitsplatz zuhause wartet und damit also alle Sicherheiten des Alltags aufgehoben sind.
Für jeden „sterblichen Sonntagsradler“ist es allein schon schwer vorstellbar, die Ausrüstung zu planen und zu packen. „Im Sommer schleppt man mit, was man im Winter braucht“und Ritzelsätze, Ketten, Mäntel und Schläuche für gut 15.000 Kilometer sind vorzuhalten, denn die Strecke führt über Gebirge, durch Wüsten und extrem dünn besiedelte Landstriche. So kommt man leicht auf eine Gepäckmenge die dem eigenen Körpergewicht entspricht.
Und sogar das Wetter im Sommer und Frühherbst 2010 macht es den Globetrottern nicht leicht, waren doch von Bonn bis Ankara tägliche Regengüsse und unangenehme Kälteeinbrüche ungeliebte Reisebegleiter.
Bestimmt war die Reise von drei Themen: dem Krieg, der Gastfreundschaft und dem schlechten Wetter, letzteres vor allem gleich zu Beginn. Von den Auswirkungen des Balkankrieges auf die Menschen, von Gesprächen und Einladungen, von beglückenden und gefährlichen Begegnungen, vom Fremdsein und von Verbindendem kann Wolfgang Burggraf erzählen und der Abend vergeht im Nu.
Die nächste Etappe führt durch den Balkan bis nach Istanbul.