Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kultur leben

- Von Michael Borrasch

Das Wegdriften in andere Welten, das Auskosten von Bildern oder Tönen, die man so noch nie hörte: interessan­t sind sie alle, die Ambitionen und Wirkungen der „kleinen Fluchten“, um für wenigstens zwei Stunden einmal raus zu kommen aus dem Alltag im Mittleren Schussenta­l. Ganz „Weit“weg und rund um die Welt schafften es Patrick und Gwen. Über drei Jahre waren sie zu Fuß, per Autostopp und mit dem Schiff unterwegs und filmten dabei ihre eigenen Erlebnisse als Langzeitdo­ku. Ihr Film „WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ist ab dem 5. Oktober in der Linse Weingarten zu sehen. Ob der Plan mit maximal fünf Euro am Tag auszukomme­n und nicht zu fliegen jene zentrale Erfahrung wurde, als die sie gedacht war? Jedenfalls sollte möglichst jeder der schließlic­h fast 100.000 zurückgele­gten Kilometer mit allen Sinnen wahrgenomm­en werden. Ein Traum vieler, umgesetzt von einem jungen Paar.

„Musik für Reisende“bietet das Jazzfusion­projekt der „Nighthawks“. In der Spanne eines über 20-jährigen Schaffens hat das Quintett ein feines ästhetisch­es Konzept gefunden. Stimmungsb­ilder für Großstadtf­laneure entstehen. Der Sog dieser Stücke liegt im sehnsuchts­voll-lebensfroh­en Flow, ausgelöst durch den Trompetenk­lang Reiner Winterschl­adens. Aktuell nehmen die fünf Musiker ihre Zuhörer mit auf eine Reise im Flugzeug – von Europa über den Atlantik in die USA. „707“heißt das neue Album, das am 6.Oktober, im Jazz Point im Schwarzen Hasen in Wangen-Beutelsau live vorgestell­t wird. Zwar verströmt der dortige Club nicht gerade urbane Airportatm­osphäre. Doch seine Kompakthei­t bietet einen ganz anderen Reiz: die Besucher sitzen mitten im Geschehen, quasi auf der Rollbahn. Gemeinsame­s Abheben gut möglich! Es spielen: Reiner Winterschl­aden (Trompete), Dal Martino (Bass), Jürgen Dahmen (Keyboards), Jörg Lehnardt (Gitarre) und Thomas Alkier (Schlagzeug).

Gereist ist auch Mo Asumang, allerdings aus sehr speziellen Gründen. Die afrodeutsc­he TV-Moderatori­n sah sich einer Morddrohun­g durch eine Neonaziban­d ausgesetzt und beschäftig­t sich seither sehr direkt mit dem Themenkomp­lex Rassismus. Offensiv geht sie auf Vertreter der rechten Szene zu, ob unter 3000 Neonazis auf dem Berliner Alexanderp­latz oder bei Anhängern des Ku-Klux-Klan in den USA. Sie begegnet Menschen, die sie hassen – und entlarvt sie dadurch. Im Rahmen der „Wochen internatio­naler Nachbarsch­aft“liest Mo Asumang am 4. Oktober aus ihrem Buch „Mo und die Arier“im Ravensburg­er Kornhaussa­al. Reisen in der eigenen Stadt ermöglicht wiederum der „Tag der offenen Tür“in der Mevlana-Moschee der Türkisch-Islamische­n Gemeinde (Schützenst­raße), der Bosnischen Moschee der Islamisten­gemeinscha­ft der Bosniaken (Höll) sowie das offene Haus der Alevitisch­en Kulturgeme­inde an der Franz Beer Straße, Weingarten – alle Einrichtun­gen haben am 3. Oktober für interessie­rte Besucher geöffnet. borrasch@gmx.de

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FOTO: PR Michael Borrasch

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