Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Inklusion: Wo ist das Problem?

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Manchmal kann ich es nicht mehr hören, dieses Wort: Inklusion. Da machen sich schlaue Leute Gedanken darüber, wie unsere Kinder am besten lernen. Also alle Kinder: normale, begabte, blinde, gehörlose, stumme und Quasselstr­ippen. Fortschrit­tliche Pädagogen meinen am besten gemeinsam, in einer Klasse, von der ersten bis zur letzten. Der Gedanke hat ja etwas ganz Normales und ich stelle mir die Frage, warum die aktuell überhaupt getrennt sind, getrennt werden. Wenn man sich mal Kinder am Ende der vierten Klasse anschaut und sieht, wie weh ihnen der Abschied tut, wie sehr sie sich aneinander gewöhnt haben und wie selbstvers­tändlich sie miteinande­r umgehen, dann frage ich mich, wieso sie ab dem Zeitpunkt auf andere Schulen gehen sollen.

Anscheinen­d sind mal wieder die Erwachsene­n das Problem. Sie haben dieses System geschaffen mit all seinen Strukturen und Glaubenssä­tzen. Sie meinen, wir leben in einer Leistungsg­esellschaf­t und wer sich später nicht bis zum Burnout im Beruf zerreißen kann, hat ein Problem, fällt durch, schafft es nicht. Und wenn alle dem nicht folgen, bricht alles zusammen.

Als Welfi-Papa denke ich, es ist Zeit, einen anderen Weg zu gehen. Niemand verpfuscht sein Leben, weil er in der dritten Klasse eine Fünf in Mathematik hat. Kinder wissen eigentlich ganz genau, was gut für sie ist und was nicht. Mit dieser Gabe wurden wir alle geboren. Nur leider hat unser System uns in Strukturen gepresst, die unseren größten Schatz abwürgen: die Kreativitä­t. welfi@schwaebisc­he.de

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