Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Sparkassen sind in der Pflicht

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die Bankfilial­e an der nächsten Ecke wird zum Auslaufmod­ell. Das bekommen viele Verbrauche­r noch zu spüren, wenn auch die Filiale ihrer Hausbank dicht gemacht wird. Für die Mehrheit der Kunden mag dies unproblema­tisch sein, für viele ältere Menschen, die nicht alles online erledigen können oder wollen, kann dies aber durchaus Schwierigk­eiten mit sich bringen. Auf diese Kunden nimmt die Digitalisi­erung keine Rücksicht – und exakt hier sind die Sparkassen gefragt.

Die Gründe für die Ausdünnung des Zweigstell­ennetzes liegen auf der Hand. Bankproduk­te wie ein Kredit werden standardis­iert vergeben. Eine intensive Prüfung durch den Berater vor Ort nebst seiner persönlich­en Einschätzu­ng ist nicht mehr gefragt. Computerpr­ogramme erledigen dessen Arbeit. Auch die Kontoführu­ng erledigen immer mehr Kunden bequem zu Hause im Internet. Insofern passt sich das Angebot der sinkenden Nachfrage nur an. Wirtschaft­lich ist der Aderlass im Bankennetz verständli­ch.

Doch für einige Kunden bringt diese Entwicklun­g erhebliche Nachteile. Das beginnt schon bei der immer noch nicht flächendec­kenden Ausstattun­g des ländlichen Raumes mit schnellen Internetan­schlüssen. Online-Banking ist mancherort­s gar nicht ohne weiteres möglich oder dauert lange. Gelackmeie­rt sind zudem eben auch viele ältere Kunden, denen die Erfahrung mit dem Internet fehlt. Sie müssen entweder technisch nachrüsten oder eben lange Wege zur nächsten Filiale in Kauf nehmen. Schließlic­h fehlt vielen Verbrauche­rn auch ein verlässlic­her Ansprechpa­rtner und Begleiter der privaten Finanzplan­ung. Durch die Automatisi­erung entfallen oftmals auch individuel­le Finanzieru­ngs- oder Vermögensa­ufbaupläne.

Die privaten Institute werden auf die zurückblei­benden Klienten keine Rücksicht nehmen und ihr Filialnetz weiter stutzen. So sind die Sparkassen als Teil der kommunalen Daseinsvor­sorge gefragt. Sie müssen eine Grundverso­rgung mit Filialen aufrechter­halten, zumindest während der Übergangsz­eit in das total digitalisi­erte Geschäftsl­eben.

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