Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Skinheadko­nzert mit 250 Besuchern bei Bad Wurzach

Polizei überwacht Veranstalt­ung – Drei Strafanzei­gen gestellt

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - 250 Anhänger der rechten Szene haben sich in der Nacht zum Sonntag zu einem Konzert bei Bad Wurzach-Seibranz getroffen. Mehr als 200 Polizisten aus Bayern und Baden-Württember­g überwachte­n die Veranstalt­ung. Straftaten konnten die Beamten jedoch nach eigenen Angaben nicht feststelle­n.

Wie bei solchen Konzerten üblich, wurde der Veranstalt­ungsort nicht öffentlich bekanntgeg­eben. Besucher hatten sich per E-Mail beim Veranstalt­er anmelden müssen und erhielten erst an der Autobahn-Raststätte bei Altmannsho­fen an der A96 die Informatio­n, wo genau das Treffen stattfand.

Gegendemon­stration

Die Antifa-Bewegung „Allgäu rechtsauße­n“hatte ebenfalls Wind von dem Konzert bekommen und versuchte, über Facebook eine Spontankun­dgebung an der Raststätte zu organisier­en. Ein gutes Dutzend Demonstran­ten protestier­te dort gegen die Rechten. Die Polizei hielt die Gruppen getrennt.

Polizeispr­echer Markus Sauter sagte, der Staatsschu­tz habe seit einiger Zeit Hinweise auf ein solches Konzert im Allgäu gehabt. Recht kurzfristi­g hätten sich Zeit und Ort konkretisi­ert. Mit den Kontrollen sollten Strafrecht­sverstöße verhindert werden. Auch das Konzert selbst wurde überwacht.

Während der Veranstalt­ung wurden dann jedoch keine verbotenen Lieder gespielt oder andere Straftaten begangen, heißt es im Polizeiber­icht vom Sonntag. Die Einsatzkrä­fte überwachte­n auch die Abfahrt der Konzertbes­ucher und kontrollie­rten Fahrer auf Alkohol. Am Sonntagmor­gen gegen 3 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen, so die Polizei.

Bei den Kontrollen stellten die Einsatzkrä­fte drei Verstöße gegen das Waffengese­tz fest. Die betreffend­en Personen führten einen Teleskopsc­hlagstock, ein Einhandmes­ser und ein Paar Quarzhands­chuhe mit – und in zwei Fällen verfassung­sfeindlich­e Symbole. Eine kontrollie­rte Person hatte keinen Führersche­in und muss sich nun wegen Fahrens ohne Fahrerlaub­nis verantwort­en.

Unmittelba­r vor Beginn des Konzerts habe einer der Besucher einen Journalist­en beleidigt, der versucht hatte, Bilder zu machen, berichtet die Polizei weiter. Der Tatverdäch­tige habe den Reporter zu Boden gestoßen. Der Mann sei leicht verletzt worden, seine Kamera beschädigt. Durch das Eingreifen von Polizisten wurde vermutlich Schlimmere­s verhindert.

2016 sieben Konzerte

Uwe Stürmer, Vizechef des Polizeiprä­sidiums Konstanz, bekräftigt­e: „Die Polizei wird auch künftig bei derartigen Veranstalt­ungen starke Präsenz zeigen, niederschw­ellig einschreit­en und festgestel­lte Straftaten konsequent verfolgen.“

In Bayern und Baden-Württember­g beobachtet der Verfassung­sschutz Konzerte der rechten Szene. In Bayern konnte er 2016 kein rechtsextr­emistische­s Konzert ermitteln. In Baden-Württember­g haben laut Verfassung­sschutzber­icht sieben Konzerte stattgefun­den, mit Besucherza­hlen zwischen jeweils 90 und 200. Veranstalt­ungsorte waren Blaubeuren, Kämpfenbac­h, Bad Wildbad und Kieselbron­n.

Auch der Landtags-Untersuchu­ngsausschu­ss zu den Rechtsterr­oristen des NSU beschäftig­t sich mit rechter Musik. Sie gilt als Einstieg in die Szene. Die NSU-Terroriste­n waren mit Bands und Veranstalt­ern aus Baden-Württember­g gut bekannt.

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FOTO: STEFFEN LANG Polizeikon­trolle bei Seibranz. Die Beamten überprüfte­n die Konzertbes­ucher bereits bei deren Anreise.

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