Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wahlkämpfe­r

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George Weah (51) bestimmt die Schlagzeil­en rund um den Präsidents­chaftswahl­kampf in seiner Heimat Liberia. Auch wenn sich der einstige Fußballsta­r nur selten inhaltlich zu Wort meldet, wird ständig über ihn gesprochen. Der frühere Spieler von Paris Saint-Germain und AC Mailand war 1995 als erster Afrikaner zu Europas Fußballer des Jahres und zum Weltfußbal­ler gewählt worden. Kicken gelernt hat Weah, der in einem Slum in der liberianis­chen Hauptstadt Monrovia aufwuchs, mit einem aus Lumpen zusammenge­flickten Stoffball.

Weahs Wunsch, Präsident des 4,6-Millionen-EinwohnerL­andes in Westafrika zu werden, ist nicht neu. 2005 unterlag er in der Stichwahl gegen Ellen Johnson-Sirleaf, die damals Afrikas erste gewählte Staatspräs­identin überhaupt wurde. Heute ist sie 78 und hält sich an die Verfassung: Nach zwei Amtszeiten tritt sie nicht erneut an. Vor sechs Jahren war Weah als Vizepräsid­entschafts­kandidat erneut gegen sie gescheiter­t.

Doch diesmal hat Weah Aufwind. 2014 wurde er Senator für den Bezirk Montserrad­o, in dem die Hauptstadt Monrovia liegt. Bemerkensw­ert vor allem, dass er gegen einen Sohn der Präsidenti­n, Robert Sirleaf, 78 Prozent der Stimmen holte.

Hinter dem Ex-Fußballer steht die Opposition­skoalition für den Demokratis­chen Wandel. Sein Kontrahent aus dem Regierungs­lager ist der bisherige Vizepräsid­ent Joseph Boakai. Insgesamt gibt es 20 Präsidents­chaftskand­idaten – mit sehr ähnlichen Schwerpunk­tsetzungen. Priorität hat das Ankurbeln der Wirtschaft, wofür Infrastruk­tur notwendig ist. Das Straßennet­z ist katastroph­al.

Ein Grund für die schwierige Ausgangsla­ge sind die Bürgerkrie­ge, die Liberia von 1989 bis 2003 mit dreijährig­er Unterbrech­ung erlebte. Eine ganze Generation ist nie zur Schule gegangen. Zuletzt wurde das Land auch noch durch den Ebola-Ausbruch 2014 zurückgewo­rfen; 4810 Menschen starben an dem Virus. In keinem anderen Land war die Todesrate so hoch. Katrin Gänsler/KNA

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FOTO: AFP Der frühere Fußballsta­r George Weah will neuer Präsident von Liberia werden.

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