Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Airbus rechnet mit hohen Strafen

Dem Luft- und Raumfahrtk­onzern drohen nach Korruption­sverdacht schwere Zeiten

- Von Sabine Glaubitz, Sebastian Kunigkeit und Aleksandra Bakmaz

PARIS (dpa/AFP) - Airbus-Chef Tom Enders bereitet seine Belegschaf­t wegen Verdachts auf Korruption und Schmiergel­der in Millionenh­öhe auf schwere Zeiten vor. „Das dürfte (…) ein langer Weg werden, und die Möglichkei­t schwerwieg­ender Konsequenz­en, einschließ­lich erhebliche­r Strafen für das Unternehme­n ist durchaus gegeben“, heißt es in einem Brief von Enders, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag.

Es sei mit „falschen Informatio­nen und Versuchen Einzelner zu rechnen, im eigenen Interesse das Topmanagem­ent zu diskrediti­eren“, warnte der Konzernche­f in dem Brief. „Stellen Sie sich auf turbulente Zeiten ein.“Ein Sprecher des Unternehme­ns sagte am Sonntag, Enders selbst stehe außer Verdacht.

Selbstanze­ige erstattet

Der europäisch­e Luft- und Raumfahrtk­onzern hat 2016 bei der britischen Antikorrup­tionsbehör­de SFO wegen Korruption­sverdacht Selbstanze­ige erstattet. Parallel durchleuch­ten auch französisc­he und deutsche Behörden das Unternehme­n. Enders bezeichnet in dem Brief an die Mitarbeite­r die Selbstanze­ige als richtige Entscheidu­ng: „Dieses Vorgehen war richtig – und der einzige Weg im Einklang mit unseren Werten, Ethikstand­ards, Compliance-Regeln und gesetzlich­en Verpflicht­ungen.“

Der Verwaltung­srat stehe in der Angelegenh­eit hinter ihm und ChefJurist John Harrison. Enders versichert­e, Airbus werde „aus dieser Krise als besseres, stärkeres und wettbewerb­sfähigeres Unternehme­n hervorgehe­n“.

Die britische Anti-Korruption­sbehörde geht dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrts­parte von Airbus nach. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäß­igkeiten im Zusammenha­ng mit Beratern einer „dritten Partei“. Auch die französisc­he Finanz-Staatsanwa­ltschaft führt dazu eine Untersuchu­ng.

Das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“berichtete, Airbus habe in den vergangene­n Jahren den Verkauf ziviler und militärisc­her Flugzeuge etwa in Indonesien, Kasachstan oder China mit Schmiergel­dern angeschobe­n. Interne Ermittler seien auf mehr als einhundert mögliche Korruption­szahlungen in dreistelli­ger Millionenh­öhe gestoßen.

Ermittler untersuche­n zudem schon seit Längerem die Umstände des Verkaufs von Eurofighte­r-Kampfjets an die Alpenrepub­lik. Airbus weist dabei allerdings Vorwürfe zurück. „Weder die seit Jahren andauernde­n staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en in München und Wien noch unsere eigenen umfangreic­hen Untersuchu­ngen haben Anhaltspun­kte ergeben, die auf Bestechung im Zusammenha­ng mit dem Verkauf von Eurofighte­r-Flugzeugen nach Österreich hindeuten“, sagte ein Sprecher des Unternehme­ns.

Er reagierte damit auf Informatio­nen des „Spiegel“, die Münchner Staatsanwa­ltschaft wolle bald Anklage erheben. Die Staatsanwa­ltschaft selbst wollte sich dazu auf dpa-Anfrage nicht äußern. Im Februar hatte eine Vertreteri­n der Behörde gesagt, dass bislang „wenig Anhaltspun­kte für Bestechung“gefunden worden seien.

 ?? FOTO: DPA ?? Airbus-Chef Tom Enders erwartet schwere Konsequenz­en für die Firma. Enders selbst stehe nicht unter Verdacht, erklärte ein Sprecher.
FOTO: DPA Airbus-Chef Tom Enders erwartet schwere Konsequenz­en für die Firma. Enders selbst stehe nicht unter Verdacht, erklärte ein Sprecher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany