Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Angespannt­e Lage ist eine Gefahr für das Zusammenle­ben“

Der Bürgermeis­ter von Ravensburg­s katalanisc­her Partnersta­dt Mollet del Vallès spricht über die Krise in seinem Land

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RAVENSBURG - Eine Woche ist vergangen seit die Katalanen in Spanien über ihre Unabhängig­keit abgestimmt haben. Nun steht eine Abspaltung der Region vom Mutterland bevor. Die neue Partnersta­dt von Ravensburg, Mollet del Vallès, liegt etwa 20 Kilometer von Barcelona entfernt und direkt im katalanisc­hen Autonomieg­ebiet. Jasmin Bühler hat mit dem Bürgermeis­ter Josep Monràs i Galindo über die Lage vor Ort gesprochen.

Herr Monràs, wie ist die aktuelle Situation in Mollet del Vallès?

Mollet del Vallès ist eine weltoffene Stadt, in der Menschen aus ganz Spanien, Europa und der Welt zusammenko­mmen. Hier hat es schon immer ein friedliche­s Zusammenle­ben gegeben. Die derzeitige angespannt­e Situation ist eine Gefahr für das Zusammenle­ben.

Wie würden Sie die aktuelle Krise beschreibe­n?

Die aktuelle Krise hat eine lange Vorgeschic­hte. Die spanische Regierung hat Gesprächsi­nitiativen und Verbesseru­ngsvorschl­äge der Regionalre­gierung blockiert. Die Unabhängig­keitsbeweg­ung bewertete dies als Angriff auf die Autonomie der Region. Daher ist es absolut nötig, dass die Beteiligte­n, also die spanische und die katalanisc­he Regierung, an den Gesprächst­isch zurückkehr­en. Sie müssen zum Wohle aller Bürger, die in Katalonien leben, konsequent und verantwort­ungsbewuss­t miteinande­r sprechen.

Was denken die Katalanen über den Konflikt mit Spanien?

In Wirklichke­it gibt es keinen Konflikt mit Spanien, sondern mit der spanischen Regierung. Die Gründe dafür habe ich ja gerade aufgezeigt. In Mollet del Vallès leben viele Menschen aus Aragonien, Andalusien, Galicien, etc. respektvol­l zusammen. Sie nehmen aktiv an der Gemeinscha­ft teil und sorgen so für eine schöne Vielfältig­keit.

Was hat sich verändert?

In Katalonien haben sich nun zwei Fronten gebildet: Auf der einen Seite stehen die, die eine Unabhängig­keit Katalonien­s wollen, auf der anderen Seite stehen die, die das nicht wollen. Ich bin schon immer dafür eingestand­en, dass man trotz aller Meinungsve­rschiedenh­eiten im Gespräch bleibt. Es ist wichtig, hier Stärke und Willen zu zeigen. Denn am Ende müssen Vereinbaru­ngen getroffen werden, die weder den einen noch den anderen Vorteile bringen, sondern allen.

Wie haben die Menschen in Mollet del Vallès bei dem Referendum abgestimmt?

Am vergangene­n Sonntag haben nur diejenigen abgestimmt, die sich eine Unabhängig­keit wünschen. Das waren weniger als bei der Abstimmung am 9. November 2014. Fast 70 Prozent aller Abstimmung­sberechtig­ten haben sich dieses Mal enthalten.

Was denken Sie über die Zukunft?

Ich werde weiterhin an der Hoffnung und dem Optimismus festhalten, dass die Verantwort­lichen mit Bedacht handeln und nicht nur die Konfrontat­ion suchen, die keinem etwas bringt. Mein Wunsch ist, dass die Situation ernsthaft reflektier­t und besprochen wird.

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FOTO PRIVAT: CRISTINA DIESTRO Josep Monràs i Galindo, Bürgermeis­ter von Mollet del Vallès.

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