Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Heynckes möchte für Ordnung sorgen

Jupp Heynckes präsentier­t sich bei seiner Rückkehr nach München voller Tatendrang

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

MÜNCHEN (SID) - Trainer Jupp Heynckes hat am Montag seine vierte Amtszeit beim deutschen FußballRek­ordmeister Bayern München begonnen. Nach vier Jahren Ruhestand fühlt sich der 72-Jährige trotz seines Alters für den stressigen Bundesliga­Alltag gewappnet. Er habe einen klaren Plan, sagte Heynckes, der einen Vertrag bis Saisonende unterzeich­net hat. Er glaube, „dass wir die Erfolgsspu­r wieder aufnehmen“. Und weiter: „Meine Aufgabe ist, wieder Ordnung zu schaffen.“

Eines musste Jupp Heynckes dann doch noch offenbaren. Er hatte ja auch die freilich gar nicht so laut geführte Diskussion mitbekomme­n, ob man mit 72 Jahren nicht vielleicht ein klitzeklei­nwenig zu alt sein könnte für den stressigen Job als Trainer des besten und aufgeregte­sten Fußballclu­bs der Republik. Der Mann nutzt sein Smartphone ja nicht nur zum Telefonier­en, wer ihm eine SMS schreibt, bekommt bisweilen auch eine Whatsapp zurück. „Wissen Sie: Andere sind mit 45 schon alt, andere mit 70 noch jung. Dazu zähle ich mich. Ich bin körperlich fit, der Geist macht mit“, betonte also der neue, alte Trainer des FC Bayern München bei seiner Vorstellun­g am Montagmorg­en im Bauch der Münchner Allianz Arena. Dies habe ihm auch sein Internist erst vor wenigen Tagen bestätigt: „Blutdruck 120 zu 70 und Ruhepuls 60, da muss man gut drauf sein.“

In der Tat. Gut drauf war Heynckes aber auch sonst. Ebenso wie sein Lebensfreu­nd und Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der seine Bayern wieder ganz schön ulisiert hat; ebenso wie Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge, der – obgleich einfach nur Freund des neuen, alten Trainers und obwohl seine Bayern wieder aus allen Poren Hoeneß verströmen – ebenfalls sehr glücklich wirkte über die Rückkehr des einzigen Tripletrai­ners in der Geschichte des Rekordmeis­ters. Und so geriet die Vorstellun­gsrunde des Trainers, der regelmäßig­en Begleitern des FC Bayern wahrlich nicht mehr vorgestell­t werden muss (außer diese Begleiter heißen zufällig Hasan Salihamidz­ic, sind zwar als Sportdirek­tor und ExProfi angestellt, aber hatten bisher noch nicht das Glück, mit Heynckes zusammenzu­arbeiten), zu einem rührenden Sprüchefes­tival.

„Dann hat Cando zweimal gebellt, und dann war das Ding in trockenen Tüchern“, sagte Heynckes etwa. Cando ist übrigens, für alle, die es zufälliger­weise noch nicht wussten, der mittlerwei­le mehr als zwölf Jahre alte Schäferhun­d des Trainers, der zwar nicht mehr ganz so gut zu Fuß sei wie sein Herrchen, aber eben immer noch ein wichtiger Ratgeber in allen Lebenslage­n scheint – auch wenn Heynckes „die Hundesprac­he nicht“kennen will. Rummenigge , gestand daraufhin: „Ich bin ja lernfähig und habe gelernt, dass es Jupp gelungen ist, Hund und Katze zu befrieden. Wer Hund und Katze befriedet, das weiß ich aus eigener Erfahrung, der ist auch in der Lage, den FC Bayern zu trainieren und dementspre­chend Erfolg am Ende des Tages zu haben.“Und außerdem: „Alter ist relativ. Ich habe vor kurzem das Konzert der Rolling Stones gesehen. Die sind ja noch mal älter. So gesehen ist Jupp der Chef der Boygroup des FC Bayern.“

„Weiß, wie Fußball funktionie­rt“

Es ging also recht lustig zu am Montag in München. Wie es halt so ist, wenn sich drei alte Freunde wiedertref­fen, die es gewohnt sind, auch vor Zeugen und laufenden Kameras Emotionen zu zeigen. Doch der Grund, wieso Heynckes für acht Monate noch einmal sein glückliche­s und erfülltes Trainerren­tnerleben („ich habe nichts vermisst!“) unterbrich­t, ist ein ernster. Er muss mal wieder den FC Bayern retten, den Club aus der Sinnkrise führen. „Es geht nicht um mich, ich habe keine persönlich­en Ambitionen“, stellte er klar. Es gehe nur um den FC Bayern. Und für den habe er „einen ganz klaren Plan und weiß, wie ich das anpacken muss“, unterstric­h er wiederholt. Seine Aufgabe sei es, „die Situation zu entkrampfe­n, zu entschleun­igen, zu beruhigen. Ich bin zuversicht­lich, dass die Mannschaft, die Klasse hat, wieder ein anderes Gesicht zeigen wird.“

Er ist überzeugt, dass ihm das gelingen wird. Schließlic­h: „Ich weiß, wie der Fußball funktionie­rt und wo ich ansetzen muss.“

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FOTO: DPA Jupp Heynckes, laut Karl-Heinz Rummenigge ab sofort der „Chef der Boyband“, bei seinem ersten Training als neuer, alter Bayerntrai­ner.

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