Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein Bänkle zum „Gruaba“
Wilhelmsdorfer Museum erinnert an die Ausruhplätze früherer Zeiten
WILHELMSDORF (gut) - Bekannt für seine Vielfalt und die liebevoll dargestellten Zeugnisse der schwäbischen Vergangenheit ist das Wilhelmsdorfer Museum für bäuerliches Handwerk und Kultur. Wer dem von Elfriede und Sepp Schelshorn betriebenen privaten Museum noch vor Ende der Saison einen Besuch abstattet, kann gleich im Eingangsbereich neben dem Schäferkarren und dem Brunnen ein Gruaba-Bänkle mit dazu gehörendem Ablagetisch für schwere Lasten entdecken. Das urschwäbische Wort „gruaba“steht für ausruhen. Ein solches Bänkle stand in früheren Jahrhunderten entlang von viel begangenen Wegen oder auch an Wegkreuzungen. Oft wurde die Ausruhe-Bank von einer Linde beschattet, und auch ein Feldkreuz war in der direkten Nachbarschaft ein Begleiter an diesem Ort.
War zum Beispiel die Bäuerin von ihrem Hof mit Eiern und anderen Waren auf dem Weg ins nächste Dorf, so konnte sie sich auf dem Bänkle ausruhen. Ebenso nutzten der Winzer oder der Bauer nach der schweren Arbeit im Weinberg oder auf dem Feld den schattigen Platz, um zu neuen Kräften zu kommen. Wer im Wald ein Bündel Holz gesammelt hatte, der war ebenfalls dankbar für einige Minuten der Entspannung, schilderte Museumschef Sepp Schelshorn den Sinn des von ihm erstellten Gruaba-Bänkles.
Aus seinen Gesprächen mit alten Bauersleuten, die sein Museum besuchten, weiß er auch zu berichten, dass ein solches Bänkle am Abend gerne von Liebespärchen besucht wurde, die fern des Dorfes unbeobachtet sein wollten. Schelshorns Bänkle wurde aus Granitquadern zusammengefügt. In manchen Gegenden des Landes wurden auch flache Findlinge genutzt. Heutzutage sind solche Ausruheplätze nur noch selten in der Landschaft zu finden. Ein altes Ensemble soll in der Gegend von Tübingen stehen, wurde dem leidenschaftlichen Sammler berichtet.
Das Wilhelmsdorfer Museum für bäuerliches Handwerk und Kultur an der Hoffmannstraße ist letztmals in dieser Saison am 15. Oktober von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter Telefon 07503 / 17 16.