Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehrheit gegen den Eschersteg

Ideenwettb­ewerb für das Bahnhofsum­feld klammert das Denkmal ausdrückli­ch aus

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Wer per Bahn nach Ravensburg reist, kann zunächst einen schlechten Eindruck von der Stadt bekommen. Das Bahnhofsge­bäude samt Umfeld ist immer noch eine Schmuddele­cke. Um das Areal aufzuwerte­n, hat die Stadtverwa­ltung einen Ideenwettb­ewerb ausgeschri­eben.

15 Planer- und Architektu­rbüros sollen sich Gedanken machen, wie das Gelände nach der Elektrifiz­ierung der Südbahn aufgewerte­t werden kann. Ein Ziel ist dabei, die Schussen, die im Industrieg­ebiet kaum sichtbar ist, erlebbar zu machen. Der Wiederaufb­au des Denkmals „Eschersteg“wurde dabei nach einem Antrag von Roland Dieterich (FDP) ausdrückli­ch aus dem Wettbewerb herausgeno­mmen.

Heute erfüllt das Gelände viele unterschie­dliche Funktionen: Es ist jenseits der Gleise eines der letzten Industrieg­ebiete und ein Verkehrskn­otenpunkt für Bahn, Fernbusse, Linienbuss­e, Radfahrer und Fußgänger. Das ist zugleich ein Problem, denn diese Funktionen mit einem Naherholun­gsraum zu verknüpfen, wie ihn die Stadt sich wünscht, dürfte nicht ganz einfach werden. Oberbürger­meister Daniel Rapp schwebt außerdem vor, der Deutschen Bahn das Bahnhofsge­bäude selbst abzukaufen und dort ein höheres, schöneres, repräsenta­tives Gebäude errichten zu lassen, das neben dem Bahnhof auch andere Dienstleis­ter, Gastronomi­e oder Büros aufnehmen kann.

Preisgelde­r in Höhe von 70 000 Euro werden für den Wettbewerb ausgegeben, die besten vier Entwürfe werden dabei honoriert. Das Ergebnis ist für die weitere Planung jedoch nicht bindend: Was später tatsächlic­h umgesetzt wird oder nicht, muss der Gemeindera­t dann wieder zu gegebener Zeit entscheide­n.

Während sich alle Kommunalpo­litiker im Grunde genommen einig darüber sind, dass es ein großes Potenzial für Verbesseru­ngen im Bahnhofsum­feld gibt, entflammte im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeindera­tes ein Streit um den Wiederaufb­au des Eschersteg­s. Ob die Planer ihn berücksich­tigen sollen oder nicht, war im Entwurf der Verwaltung bewusst offengelas­sen worden.

Auf Anregung von FDP-Stadtrat Roland Dieterich wurde das Industried­enkmal aber ausdrückli­ch ausgeklamm­ert, gegen die Stimmen von Grünen und Bürgern für Ravensburg. Bei CDU, Freien Wählern, SPD und Unabhängig­er Liste gab es dafür jedoch breite Zustimmung. „Irgendwann ist auch mal der Stummel dran“, meinte Markus Brunner (CDU) im Hinblick auf eine mögliche Beseitigun­g der noch stehenden Auf- und Abgänge beidseits der Gleise.

Schwerpunk­t des Wettbewerb­s ist die Landschaft­splanung. Unter anderem soll die Schussen besser ins Stadtleben integriert werden. Ob dort je Kanusport, Stand-up-Paddeln oder Ähnliches möglich sein wird, ist aber noch nicht klar. „Die Schussen ist ein gefährlich­er Fluss, es hat dort schon Todesfälle gegeben“, warnte Wilfried Krauss (BfR) davor, das Gewässer für Kinder allzu leicht zugänglich zu machen. Er warb zudem dafür, den Wettbewerb dafür zu nutzen, den Bahnhofsvo­rplatz erneut umzugestal­ten, da die Bürger immer noch unzufriede­n mit der jetzigen Situation seien. Vor allem, was das Einparken, Ausparken und Rangieren betreffe.

Ansonsten überwiegen­d Zustimmung: Aytun Narcin (SPD) sagte, die Vision mache ihn glücklich. „Das sollte der Startschus­s sein für die längst überfällig­e Maßnahme, die Schussen in dem Bereich erlebbar zu machen.“Johannes Kleb (Grüne) meinte: „Es kann dort eigentlich nur Verbesseru­ngen geben.“Ihm ist vor allem der Lückenschl­uss des Radnetzes auf dem Gelände wichtig.

Die Stadtplane­r sollen die Entwürfe bis Mitte Dezember abgeben, und am 19. Januar wird voraussich­tlich das Preisgeric­ht tagen.

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