Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Lehrer benennen Ursachen mäßiger Grundschul­leistung

Kultusmini­sterin Eisenmann weist persönlich­e Verantwort­ung von sich

- Von Antonia Lange

STUTTGART (dpa/lsw) – Für BadenWürtt­embergs schlechtes Abschneide­n bei der IQB-Bildungsst­udie sehen Lehrer im Land mehrere Ursachen. „Einerseits soll Schülern zugunsten von mehr Spaß mühevolles Lernen und vermeintli­ches Plagen abgenommen werden, anderersei­ts werden die gesellscha­ftlichen Erwartunge­n an Schule und Unterricht immer höhergesch­raubt“, kritisiert­e der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württember­g am Sonntag. „Das muss zwangsläuf­ig zu einer Überforder­ung aller Beteiligte­n führen.“

Nach der Studie des Instituts zur Qualitätse­ntwicklung im Bildungswe­sen (IQB) belegten Baden-Württember­gs Grundschül­er im Fach Deutsch im Länderverg­leich Platz 13 beim Lesen – nach dem fünften Rang im Jahr 2011. Beim Zuhören kamen die im Jahr 2016 geprüften Viertkläss­ler nur noch auf den neunten Rang, nachdem sie zuvor zweit platziert waren. Zuvor waren 2016 Neuntkläss­ler aus dem Südwesten bei einer IQB-Studie abgerutsch­t.

Der Verband nannte mehrere Probleme: Sei ein Lehrer krank, würden beispielsw­eise Klassen zusammenge­legt oder Schüler auf andere Klassen verteilt — eine Vertretung gebe es nicht. „Obendrein drückt man den Schulen die Inklusion aufs Auge, ohne auch nur annähernd adäquate Arbeitsbed­ingungen dafür zu schaffen“, monierte der VBE. Zusätzlich müssten Lehrer geflüchtet­e Kinder mit traumatisc­hen Erlebnisse­n in die Klassen integriere­n. „Bei diesen Rahmenbedi­ngungen muss man sich überhaupt nicht wundern, wenn die Schülerlei­stungen zurückgehe­n.“

Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) will nach dem schlechten Abschneide­n am Montag zwei Schulen im Südwesten besuchen. Am Hilda-Gymnasium in Pforzheim wird sie sich bei einer Diskussion­srunde den Fragen der Schulleite­r stellen. In der Gemeinscha­ftsschule Althengste­tt im Kreis Calw nimmt sie nach Angaben des Kultusmini­steriums zuvor am Unterricht teil.

Eine direkte Verantwort­ung an dem Ergebnis der Studie weist sie indes zurück. „Die Erhebung fand von Mai bis Juli 2016 statt, da wurde ich gerade erst zur Ministerin berufen“, sagte die Politikeri­n der „Pforzheime­r Zeitung“(Samstag). „Wir kommentier­en jetzt etwas, was sich schon seit Längerem abzeichnet.“

Die Ministerin und ehemalige Stuttgarte­r Schulbürge­rmeisterin ist seit 2016 im Amt. „Aber natürlich ist es so, dass die unbefriedi­genden Ergebnisse umso mehr meinen Ehrgeiz wecken, die aktuelle Bildungssi­tuation im Land zu verbessern.“

Die Grünen betonten unterdesse­n, dass bereits wichtige Weichen gestellt worden seien. Dabei verwiesen sie etwa auf ein neues Qualitätsk­onzept für Grundschul­en, bei dem auch die Aufwertung der Schulleitu­ngen in den Blick genommen werden soll. „Wir müssen vergleiche­n, welche Schulen die Herausford­erungen gut bewältigen und welche Probleme haben“, teilte Grünen-Fraktionsc­hef Andreas Schwarz weiter mit. Lehrer müssten entlastet und unterstütz­t werden.

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FOTO: DPA Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU).

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