Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Das wird Merkel in den Koalitions­verhandlun­gen nicht helfen“

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BERLIN - Die Schwächeph­ase der CDU halte auch nach der Bundestags­wahl an, analysiert Professor Jürgen W. Falter (Foto: dpa), Parteienfo­rscher an der Universitä­t Mainz, im Gespräch mit Andreas Herholz, die Landtagswa­hl in Niedersach­sen.

Ein Erfolg für die SPD und Ministerpr­äsident Stephan Weil bei der Landtagswa­hl in Niedersach­sen – was sind die Ursachen?

Da kommen vor allem zwei Dinge zusammen: Die aktuelle Schwächeph­ase der CDU hält auch nach der Bundestags­wahl weiter an. Da spielte auch die schlechte Stimmung auf Bundeseben­e eine Rolle. Die CDU hat im Bund zuletzt weiter in den Umfragen verloren. Es sind aber auch landespoli­tische Gründe wie die Beliebthei­t von Ministerpr­äsident Stephan Weil, der deutlich höhere Zustimmung­swerte als sein CDU-Herausford­erer Bernd Althusmann hatte. Auch der Wechsel der Grünen-Abgeordnet­en Elke Twesten zur CDU und der daraus folgende Verlust der rot-grünen Regierungs­mehrheit hat sicher eine Rolle gespielt. Das hatte einen schlechten Beigeschma­ck.

Was bedeutet das Ergebnis für CDU-Chefin Angela Merkel?

Angela Merkel wird durch dieses Ergebnis sicher nicht gestärkt. Weder in ihrer Partei noch in den Koalitions­verhandlun­gen wird ihr das helfen. Das ist für die Kanzlerin alles andere als ein günstiges Ergebnis. Sie wird versuchen, die Jamaika-Koalition auf Biegen und Brechen hinzubekom­men. Das bedeutet, dass sie mehr Kompromiss­e eingehen wird als es ihrer eigenen Partei lieb ist. Dann wird es mit der CSU wieder schwierige­r. Jetzt wird man in Berlin ernsthaft sondieren, ob ein Jamaika-Bündnis möglich ist. Keine der vier Parteien kann ein Interesse an Neuwahlen haben.

Kann SPD-Chef Martin Schulz aufatmen?

Martin Schulz wird von diesem Wahlerfolg profitiere­n. Das wird ihn erst einmal stärken. Als Kanzlerkan­didat hatte er aber am Ende sehr stark abgebaut. Er hat es aber geschafft, seine eigene Partei zu mobilisier­en. Die Parteibasi­s steht hinter ihm. Allerdings sägen die Führungscl­iquen in seiner Partei in Bund und Ländern an seinem Stuhl. Das wird weitergehe­n, auch wenn ihm das Ergebnis in Niedersach­sen erst einmal helfen wird. Mögliche Rivalen wie Olaf Scholz etwa sind angeschlag­en. Und man wird sicher nicht die gesamte Macht gleich Fraktionsc­hefin Andrea Nahles übergeben. Martin Schulz ist im Augenblick nicht als Parteichef gefährdet.

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