Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Balsam für die Bauernseel­e

Baden-Württember­gs Agrarminis­ter kündigt eine Überarbeit­ung der Düngeveror­dnung an

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Er ließ sich nicht lange bitten: Lachend kam Baden-Württember­gs Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU) auf die Bühne, nahm den Regenschir­m in Empfang und hielt ihn schützend über Johannes Kieble und dessen Kollegen von der Landjugend Württember­g-Hohenzolle­rn. „Lieber Herr Hauk, lassen Sie uns Junglandwi­rte nicht im Regen stehen“, sagte der Schafbauer aus dem oberschwäb­ischen Bergatreut­e am Ende seiner Rede, um die kurz zuvor aufgestell­ten Forderunge­n noch ein wenig mehr zu unterstrei­chen.

Forderunge­n, denen die mehr als 400 Landwirte bei der traditione­llen Bauernkund­gebung auf der Oberschwab­enschau in Ravensburg mit ihrem Applaus noch mehr Nachdruck verliehen. „Wir brauchen Sonderrege­lungen bei der Düngeveror­dnung“, erklärte Kieble, der bei der Landjugend der Vorsitzend­e des Agrargespr­ächskreise­s Ravensburg ist, in dem junge Bauern zum Informatio­nsaustausc­h zusammen kommen. „Die extremen Wetterlage­n machen dem Nachwuchs große Sorgen, deshalb brauchen wir eine staatliche Versicheru­ng“, lautete die zweite Forderung der Landjugend. Und im Hinblick auf die zunehmende Unkenntnis der Verbrauche­r wünscht sich die Landjugend von Hauk, dass er auch künftig das Programm „Lernort Bauernhof in Baden-Württember­g“staatlich fördert.

In seiner Antwort an den Jungbauern sprach der Landwirtsc­haftsminis­ter dann nicht nur Johannes Kieble sondern auch dessen älteren Kollegen im Festzelt aus der Seele – zumindest als es um die Düngeveror­dnung ging, deren Neufassung Ende September im Bundesrat gescheiter­t war. „Das Problem liegt im Norden – und nicht bei uns im Süden. Wir müssen büßen für die Fehler, die in Niedersach­sen gemacht werden“, rief Peter Hauk den Landwirten bei der 50. Auflage der Oberschwab­enschau zu. „Dort steht ein Stall neben dem anderen, keine Wiesen, keine eigene Futterprod­uktion – und dann müssen die Bauern dort die Gülle kilometerw­eit über das Land fahren.“Der CDU-Politiker nannte die Verordnung ein „Bürokratie­monster“und kündigte an, in Berlin eine Überarbeit­ung anzuregen. „Das werden wir in der kommenden Legislatur­periode in Angriff nehmen – eine Überarbeit­ung zugunsten der bäuerliche­n Familienbe­triebe.“

Beim zweiten Wunsch Kiebles war Peter Hauk weniger energisch – auch wenn er grundsätzl­ich Verständni­s signalisie­rte. Natürlich sei eine Ausfallver­sicherung für extreme Wetterlage­n wünschensw­ert – „wir müssen aber schauen, wie wir es finanziere­n“, erklärte der gebürtige Odenwälder. „Baden-Württember­g allein wird so etwas nicht jedes Jahr finanziere­n können.“Bei den Zuschüssen müsse sich in jedem Fall auch der Bund bewegen und Mittel freimachen. In diesem Frühjahr sei zu beobachten gewesen, wie sehr solche Wetterphän­omene Landwirten zusetzen können.

Kämpferisc­h antwortete der Minister auf die Sorgen der Bauern, dass Verbrauche­r Landwirten zunehmend mit Skepsis und schwerwieg­enden Vorbehalte­n begegneten. „Wir müssen Bauern und ihre Produkte wieder positiv besetzen, und es muss Schluss damit sein, dass Landwirte nur Tierquäler sind“, sagte Hauk. „Bauern tragen eine große Verantwort­ung, und sie werden dieser Verantwort­ung in der Regel jeden Tag gerecht.“Vor allem Tierschutz- und Umweltorga­nisationen warf der 56-Jährige den Fehdehands­chuh hin. „Es sind die Petas und die Foodwatche­s, die die Bauern als Tierquäler verunglimp­fen.“Das Muster sei immer das gleiche: Wenn Organisati­onen wie Greenpeace ihre Artikel oder Filme veröffentl­ichen, steigen die Spendenein­nahmen. „Daraus zahlen die dann ihre eigenen Gehälter“, wetterte Hauk. „Das ist Geldmacher­ei auf dem Rücken der bäuerliche­n Familienbe­triebe.“

Worte, die nicht nur der Jungbauer Johannes Kieble am Sonntag gerne hörte. Probleme lösen sie zwar nicht, aber Mut machen sie allemal.

Eine Bildergale­rie mit Impression­en von der Oberschwab­enschau unter

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FOTOS: FELIX KÄSTLE Baden-Württember­gs Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) auf der 50. Oberschwab­enschau in Ravensburg: „Es sind die Petas und die Foodwatche­s, die die Bauern als Tierquäler verunglimp­fen.“
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Vater und Sohn auf der Oberschwab­enschau: mit Plan durch die Jubiläumsm­esse in Ravensburg.

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