Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Konfrontation mit Rechten bei der Buchmesse
FRANKFURT (dpa) - Ein Faustschlag ins Gesicht eines linken Verlegers, Wortgefechte, Rangeleien am Stand des rechten Verlages Antaios und ein ratlos wirkender Buchmessendirektor: Die politische Stimmung war dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse aufgeheizt.
Zur Eskalation kam es am Samstagnachmittag beim Antaios-Verlag, wo das Buch „Mit Linken leben“vorgestellt werden sollte. Etwa 80 Demonstranten hielten dem Verlag auf einem Plakat entgegen: „Ihr könnt nicht schreiben, ihr könnt nur hetzen“. Mit Sprechchören wie „Nazis raus“riefen sie gegen die Lesung an. Höckes Anhänger antworteten mit „Jeder hasst die Antifa“.
Die Messeplanung hatte den Antaios-Verlag in Halle 3.1 in der Nähe der antirassistischen Amadeu-Antonio-Stiftung platziert. Diese lehnte die Aufforderung zur Diskussion mit Vertretern des Antaios-Verlags ab: „Eine Diskussion „auf Augenhöhe“mit den Neuen Rechten würde bedeuten, dass wir unsere demokratischen Überzeugungen zur Debatte stellen.“
Zu einem Zwischenfall war es bereits am Freitag am Stand der rechtsgerichteten Wochenzeitung „Junge Freiheit“gekommen. Ein Zuhörer einer Lesung ging auf Achim Bergmann, den Verleger des linken Trikont-Musikverlags zu, und schlug im mit der Faust auf die Lippe. Achim Bergmann hatte demnach zuvor im Vorbeigehen die Lesung am Stand mit einem Kommentar begleitet. Der Verleger ließ sich im Krankenhaus behandeln und erstattete Strafanzeige.
Buchmessendirektor Juergen Boos hatte die Präsenz der rechtsgerichteten Verlage zuvor mit einem Plädoyer für Meinungsfreiheit verteidigt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Organisator der Messe, rief zudem zur „aktiven Auseinandersetzung“auf. Die linke Publizistin Jutta Ditfurth erwiderte auf Twitter: „,Meinungsfreiheit’? Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.“
Später wurde eine weitere Lesung von zwei Autoren der rechtsextremen Identitären Bewegung wegen lautstarker Proteste abgebrochen. Die Demonstranten blieben so laut, dass eine Fortsetzung nicht mehr möglich war. Die Situation entspannte sich erst mit Schließung der Messe.