Dichtes Psychogramm

Angst – Der Feind in meinem Haus (ZDF, Mo, 20.15 Uhr):

Vier Bleche Kuchen in zwei Wochen – das ist eindeutig zu viel. Da kann man schon mal misstrau- isch werden, wenn der neue Nachbar derart übermotiviert agiert. Doch was als leichte Verstimmung beginnt, wird ganz schnell zum Alptraum. Der gestörte Herr Tiberius, von Udo Samel ganz hervorragend verkörpert, rückt der frisch eingezogenen Familie Tiefenthaler immer dichter auf die Pelle. Randolph (glaubwürdig: Heino Ferch) und Rebecca (überzeugend: Anja Kling) wissen sich bald nicht mehr zu helfen; vor allem, als Tiberius das Ehepaar auch noch des sexuellen Missbrauchs an ihren Kindern Fee und Paul bezichtigt.

Dieser gelungene Psychothriller entstand nach einem Roman des „Spiegel“-Chefredakteurs Dirk Kurbjuweit, der auch das Drehbuch schrieb. Er zeigt beispielhaft, welch zerstörerische Wirkung gesäte Zweifel haben können und wie machtlos man als Stalking-Opfer sein kann. Herr Tiberius, der – wie übrigens fast alle Psychopathen im TV – mit einer riesigen Modelleisenbahn spielt, wird nämlich niemals handgreiflich – der Polizei sind somit die Hände gebunden.

Wie würde man selber reagieren, wenn die eigenen Lieben bedroht würden und der Rechtsstaat nichts dagegen tut? Die Krise wird bald existentiell für die Ehe und die ganze Familie.