Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Haus der katholischen Kirche glücklich eingeweiht
Nach eineinhalb Jahren Bauzeit sind die Kirchengemeinden Liebfrauen und St. Jodok unter einem Dach
RAVENSBURG - Endlich ist es soweit: Pfarrer Herrmann Riedle hält den Schlüssel in der Hand. Junge, festliche Kirchenmusik und treffende Ansprachen umrahmen die feierliche Einweihungszeremonie mit Schlüsselübergabe und Segnung. Sehr viele Gäste freuen sich an dem herrlichen Tag miteinander und loben das neue Haus.
Im Festgottesdienst in der Liebfrauenkirche waren neue Klänge zu hören. Zum Einzug der Zelebranten in die voll besetzte Kirche musizierten drei Dudelsackspieler. Kantor Udo Rüdiger leitete die schwungvolle „Misa de Solidaridad“für Chor, Gitarren, Panflöte, Bongos und Orgel von Thomas Gabriel. Die Lesungen aus der heiligen Schrift handelten vom Fest des Glaubens, bei dem keineswegs nur die geladenen Gäste, sondern auch zufällig vorbeikommende willkommen sind.
Dieses Glaubensfest müsse sich in einer Stadt ereignet haben, folgerte in ihrer Ansprache die 1963 geborene Theologin Christiane Bundschuh-Schramm, Referentin für Spiritualität und Seelsorge der Diözese Rottenburg-Stuttgart. In einer Stadt sei nämlich nichts vorgegeben, sie sei Ort der Freiheit und Emanzipation, sagte sie, zeigte auf, was eine Stadt ausmacht und gab zu Bedenken, ob dies auch auf das mittelgroße Ravensburg zutreffe. Umgeben von Glanz und Elend bewege sich der freie, beschleunigte Städter zwischen dem Wunsch gesehen zu werden und anonym zu sein. Eine Kirche in der Stadt habe sich darauf einzustellen. Sie spreche jetzt den Einzelnen in der Menge an, mit Impulsen, nicht mit Vorgaben und gebe ihn frei. „Der Städter entscheidet selber“, erkannte die Seelsorgerin, gebunden sei er nur an die eigene Biografie. Als Gastgeberin biete „Kirche in der Stadt“Ruhe, Unterbrechung, Rituale und Gemeinschaft, um zusammen Elend und Armut zu lindern und das Leben als Geschenk zu erleben.
Vor der Glasfront des Foyers begrüßte Heribert Brugger, 2. Vorsitzender der Gesamtkirchengemeinde, die Festgäste. Stellvertretend für das Architekturbüro KLE, übergab Monika Kern den symbolischen Schlüssel an Pfarrer Herrmann Riedle. Sie dankte den vielen Menschen, die an diesem Hausbau beteiligt waren, und erinnerte an alles, was hier noch von Hand gebaut sei. Pfarrer Herrmann Riedle strahlte, als er den von bunten Bändern umwickelten Schlüssel in der Hand hielt. Von Trompetenklängen begleitet ging er daran, das Gebäude mit Weihwasser zu segnen. „Dabei geht es immer um die Menschen“, sagte er. „Um die Zusage, Gott ist mit uns auf dem Weg, und den Auftrag in seinem Sinn zu handeln.“Mit einem lauten „Amen“antwortete die Menge auf seine Segensworte. Oberbürgermeister Daniel Rapp freute sich, wie selbstverständlich ökumenisch die Evangelischen mitfeierten. Dekan Friedrich Langsam vom evangelischen Kirchenbezirk mahnte mit Psalm 127, dass Gott mitbauen müsse, soll der Bau gelingen, und doch sei es nur ein Haus auf Zeit. „Hab Haus als Zelt / niste nur ein als Zugvogel / sehnsüchtig nach anderem Land“, zitierte er Worte der Künstlerin Gisela Dreher-Richels. Die zweite Kirchengemeinderatsvorsitzende Monika Braun dankte neben vielen anderen Pfarrer Riedle, dem sie die Ausdauer eines Bergsteigers bescheinigte. Oft sei er auf der Baustelle gewesen und es habe nachts noch Licht bei ihm gebrannt.
Im 130 qm großen Gemeindesaal stärkten sich die Gäste. Pastoralreferent Michael Schindler, für das inhaltliche Programm des Hauses zuständig, und Gemeindereferentin Christine Mauch hielten sich gesprächsbereit im Foyer auf. Nachmittags gab es unter anderem eine Talkrunde zu dem das Haus tragenden Gedanken „Kirche findet Stadt Stadt findet Kirche“. Es gab Führungen und einen Stationengottesdienst von St. Jodok aus mit Verabschiedung der alten Häuser.