Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
300 Christen treffen sich zum Herbstfest
In Wilhelmsdorf ging es darum, zu seinem Glauben zu stehen
WILHELMSDORF - Wenn sich rund 300 Christen zum dritten Mal beim Herbstfest Oberschwaben in Wilhelmsdorf ein Stelldichein geben, dann spricht allein das für die Attraktivität dieser Veranstaltung. Das ganztägige Treffen am Samstag stand unter dem Leitgedanken „Christsein gegen den Trend“. Die Grundthemen der verschiedenen Referate, Workshops und Seminare bewegten sich entlang der Reformation, die 2017 ihren 500. Jahrestag begeht.
Über Konfessionsgrenzen hinweg beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Frage, was die Grundeinstellungen Luthers für die heutige Zeit bedeuten. Ziel des Treffens war es, deutlich zu machen, dass in schwierigen Zeiten Christen fest zu ihren Prinzipien stehen müssen. Wichtig sei ein gemeinsames Grundbekenntnis aller Christen zu den Problemen dieser Welt. Parallel zum Herbstfest wurde ein Jungschartag für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren angeboten. Er stand unter dem Motto „Abenteuer Mittelalter“.
Moderator Heiko Bräuning, Mitbegründer des Herbstfestes der Christen und von Beruf Buchautor sowie Rundfunk- und Fernsehpfarrer aus Wilhelmsdorf, verwies bei seiner humorvollen Einführung in den Tag in der Riedhalle auf die hohe Anziehungskraft dieser Begegnung unter Christen.
Einen Hauch von Internationalität verlieh der Veranstaltung Amal Hassanzadeh, Pastor der Persischen Gemeinde Ludwigsburg. Er sprach über die Rolle der Perser im Reich Gottes. Damit auch die angereisten iranischen Landsleute die Vorträge mitverfolgen konnten, wurden diese in der persischen Sprache Farsi simultan übersetzt. Ein eigener Workshop wurde in Farsi angeboten. Er fand regen Zuspruch bei den persischen Christen, die aus mehreren Gemeinden Oberschwabens kamen.
Ernest Ahlfeld, selbst Referent zum Thema „Hierzu stehe ich“und seit 2011 Pfarrer der evangelischen Brüdergemeinde in Wilhelmsdorf, findet es bemerkenswert, dass die Flüchtlinge mit schiitischer Glaubensrichtung, vor allem aus dem Iran, dem Christentum gegenüber sehr offen gegenüberstehen. Nicht wenige von ihnen konvertierten vom Islam zum Christentum, nachdem sie diese Lehre näher kennenlernen durften. Viele hätten die christlichen Werte bereits gefunden oder seien noch auf der Suche nach diesem Glauben. Ahlfeld weiß, dass sich die persischen Christen oft auf die ganz alten religiösen Bewegungen in ihrer Urheimat berufen. Immerhin spielten das persische Volk und dessen damalige Könige wichtige Rollen im Alten Testament. Ein Beispiel sei die Befreiung der Israeliten aus der babylonischen Gefangenschaft. So versuchte Amal Hassanzadeh in seinem Beitrag seinen iranischen Landsleuten Mut zu machen und ihnen die Angst zu nehmen, sie seien Verräter an ihrem bisherigen Glauben oder an ihrem Land.
Ein treuer Gast beim Herbstfest in Wilhelmsdorf ist der Tübinger Theologe Hans-Joachim Eckstein. Er hat die Gabe in seinen Beiträgen komplizierte theologische Themen so zu erklären, dass die Inhalte auch von Laien verstanden werden.
Hohen Unterhaltenswert, gleichzeitig aber viele Ansätze zum Nachdenken, hinterließ der auf den Rollstuhl angewiesene Josef Müller. Er sprach über sein schillerndes Leben, das ihm ein Millionenvermögen bescherte, das er wieder verlor, das FBI sei hinter ihm her gewesen, und Kontakte zur Mafia wurden ihm nachgesagt. Geläutert fand Josef Müller dann irgendwann zum Christentum. Seine Zuhörer ließ er an seiner teilweisen unrühmlichen Vergangenheit, aber auch an seinem neuen Leben teilhaben. Für die junge Generation endete der Tag mit einem LobpreisGottesdienst.