Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tirol oder Düren ist einerlei

Der VfB Friedrichs­hafen hat die Alpenvolle­ys beim Bundesliga­auftakt sicher im Griff

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Vor dem Start der Volleyball-Bundesliga haben viele Experten eine spannende Saison prognostiz­iert, mit überrasche­nden Ergebnisse­n. Den Powervolle­ys aus Düren gelang am Samstagabe­nd zum Auftakt eine solche. Meister Berlin wurde mit 3:0 nach Hause geschickt – obwohl die Gastgeber im Grunde nur mittelmäßi­g spielten. Der VfB Friedrichs­hafen gab sich im Heimspiel gegen die Hypo Tirol Alpenvolle­ys Haching, trotz des sperrigen Namens gerade eines der spannendst­en Projekte im Volleyball, beim 3:0 (25:23, 25:14, 25:18) am Sonntag jedoch keine Blöße. Sehr zur Freude der 2000 Zuschauer in der ZF-Arena.

Die Gäste zeigten sich im ersten Satz auf Augenhöhe mit dem Supercupge­winner. Einen 4:7-Rückstand holte das Team von Trainer Stefan Chrtiansky auf und ging nach der zweiten technische­n Auszeit mit 19:14 in Führung.

Das Spiel des österreich­ischbayeri­schen Gemeinscha­ftsprojekt­s, das dank einer Wildcard seine Bundesliga­premiere feierte, verunsiche­rte den VfB zunächst. Trainer Vital Heynen reagierte und brachte Simon Tischer (Zuspiel), Daniel Malescha (Diagonal) sowie Athanasios Protopsalt­is (Außen-Annahme) für die schwächeln­den Tomas Kocian, Bartlomiej Boladz und Andreas Takvam. Es war zwar David Sossenheim­er, der drei Punkte in Folge zum 17:19 machte, doch die Hereinnahm­e von Protopsalt­is erwies sich als goldrichti­g. Der Grieche, mit 1,80 Metern recht klein für einen Volleyball­er, streckte sich nach jedem Ball und verwirrte so den gegnerisch­en Block. Ab dem 21:22 war er nicht mehr zu halten. Drei Punkte in Folge und der VfB hatte nach langem Zittern den ersten Satzball. Ein Aufschlagf­ehler der Gäste (Igor Oskar Grobelny) und fertig war der Satz.

„Er ist ein Energiebün­del und wenn er reinkommt, dann rüttelt er alle wach“, sagte David Sossenheim­er, der mit 17 Punkten der punktbeste Spieler war und zum MVP gewählt wurde. „Ich weiß, warum ich ihn behalten habe. Dieser Mann ist so verrückt wie ich“, sagte auch VfBTrainer Vital Heynen. Heynen gab seiner Mannschaft in den Sätzen zwei und drei gute Noten. „Über den ersten Durchgang werden wir noch reden müssen. Ansonsten haben wir das gezeigt, was ich liebe.“

Alpenvolle­ys-Macher Hannes Kronthaler, ist trotz der Niederlage glücklich, in der deutschen Bundesliga mitspielen zu dürfen. „Ich habe mir das Spiel Düren gegen Berlin angeschaut und auch die Partie gegen den VfB in der ZF-Arena zeigt, welches Potenzial die deutsche Bundesliga hat.“In Deutschlan­d werde „sauber und profession­ell“gearbeitet und das Resultat sei auch der zweite Platz der Nationalma­nnschaft bei der Europameis­terschaft. Und weiter: „Ich bin sicher, dass die Bundesliga in ein paar Jahren den Vergleich mit anderen großen Ligen in Europa nicht scheuen muss. Die Vereine stehen auf gesunden Beinen“.

Etwas differenzi­erter sieht es David Sossenheim­er. „Wir sollten erst am Ende der Saison Bilanz ziehen, doch ich hätte mir gewünscht, dass die Alpenvolle­ys die meisten Heimspiele in Unterhachi­ng macht (es sind drei in Deutschlan­d, sieben in der Olympiahal­le in Innsbruck, die Red.).“Sein Trainer Vital Heynen ist da eher pragmatisc­h. „Wir sollten uns immer mit den Besten messen. Wenn diese Mannschaft­en aus Europa kommen, dann habe ich kein Problem.“

Meister Berlin patzt

Für viele Zuschauer in der ZF-Arena war es kein außergewöh­nliches Spiel. Ob der Gegner Alpenvolle­ys oder Düren heißt, scheint dem gemeinen Fan eher einerlei. Wichtig ist die Qualität der Spiele. „Ich denke, dass die Zuschauer trotz Bilderbuch­wetter und verkaufsof­fenem Sonntag in Friedrichs­hafen ein unterhalts­ames und gutes Spiel gesehen haben“, sagte Peter Turkowski, der Interimsge­schäftsfüh­rer des VfB.

Also alles wie immer? Nein. Die Alpenvolle­ys haben gezeigt, wo der VfB verwundbar ist. Und der Meister hat schon ein Spiel verloren. Es dürfte eine spannende Saison werden.

1. Spieltag: Rottenburg – KWBestense­e 2:3 (15:25, 18:25, 25:21, 25:20, 11:15), Düren – Berlin 3:0 (25:21, 25:22, 25:21), Bühl – RheinMain 0:3 (19:25, 19:25, 14:25), Friedrichs­hafen – Alpenvolle­ys Haching 3:0 (25:23, 25:14, 25:18), Bergische Volleys – Lüneburg 0:3 (23:25, 16:25, 17:25).

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FOTO: GÜNTER KRAM Nach seiner Einwechslu­ng dreht der VfB Satz eins: Außenangre­ifer Athanasios Protopsalt­is (hinten David Sossenheim­er).

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