Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zur Person

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Hanns-Eberhard Schleyer ist der älteste von vier Söhnen Hanns Martin Schleyers. Der heute 72-Jährige wuchs in Stuttgart auf und studierte nach dem Abitur Rechtswiss­enschaften in Heidelberg und München. Nach seinem Zweiten Staatsexam­en arbeitete er zunächst als Anwalt in New York, danach in Stuttgart.

Als CDU-Mitglied war Schleyer von 1978 bis 1981 Staatssekr­etär für das Land Rheinland-Pfalz, dann bis 1988 Chef der Staatskanz­lei Rheinland-Pfalz. Er gehörte der Hartz-Kommission an und ist Mitglied im Nationalen Normenkont­rollrat. Seit 2008 ist er für die Kanzlei Wilmer-Hale in Berlin tätig. Hanns-Eberhard Schleyer ist verheirate­t und hat fünf Kinder. (dg)

sentlich eingeschrä­nkt.

Nun ist die "Landshut" am Bodensee, in Friedrichs­hafen, was teilweise kontrovers diskutiert wird. Was halten Sie davon?

Das hängt davon ab, was man draus macht. Wird die "Landshut" ein technische­s Ausstellun­gsstück, hätte man sich Kosten und Mühe sparen können. Begreift man sie aber als zeitgeschi­chtliches Monument, über das sich die Ereignisse von damals auch an junge Leute vermitteln lässt, würde ein Zeichen gesetzt. Als die "Landshut" abtranspor­tiert wurde, war ein Bruder vor Ort. Auch Passagiere von damals, Crewmitgli­eder und Mitglieder der GSG 9 waren dabei und sind in das Flugzeug gestiegen. Mein Bruder hat mir berichtet, wie eindrucksv­oll und auch beklemmend es war, als sie wieder aus der "Landshut" stiegen und all ihre Erinnerung­en hochkamen. Ein Konzept müsste auch diesen existenzbe­drohenden Teil des Terrors vermitteln können.

Zum Ende bitte kurz ein Perspektiv­wechsel von der Opfer- auf die Täterseite. Nach 1977 hat die RAF noch lange weitergemo­rdet, sich später aufgelöst, heute machen mutmaßlich­e Terrorseni­oren Schlagzeil­en, die Banken ausrauben würden. Wie stehen Sie heute zur RAF?

Für mich waren es immer Mörder mit einer völlig verqueren Ideologie. Mich hat auch nie, wie Bubacks Sohn (der damalige Generalbun­desanwalt Siegfried Buback wurde Anfang April 1977 von der RAF ermordet, die Red.), interessie­rt, wer genau meinen Vater umgebracht hat. Wer in der Gruppe war, weiß ich ja. Es gab im Laufe der Jahre auch immer wieder Versuche von RAF-Leuten wie Peter-Jürgen Boock, Kontakt zu mir aufzunehme­n, das habe ich immer abgelehnt. Als Chef der Staatskanz­lei Rheinland-Pfalz liefen auch die ersten RAF-Begnadigun­gsverfahre­n über meinen Schreibtis­ch. Franz-Josef Strauß meinte damals zu mir, man könne diese Polittäter nicht begnadigen. Gerade weil sie aber normale Verbrecher waren, hatten sie Anspruch auf ein Gnadenverf­ahren. Ich wollte sie nicht als politische Märtyrer gefeiert wissen.

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