Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Andreas Weigold plant den Verkehr
Das Verkehrs- und Parkkonzept der Oberschwabenschau ist eine knifflige Angelegenheit
RAVENSBURG (sz) - Die Oberschwabenschau ist eine logistische Herausforderung für Ravensburg. Etwa 100 000 Besucher werden wie in den vergangenen Jahren erwartet. Durchaus viel Verkehr für eine Stadt wie Ravensburg, in der es chronisch an Parkplätzen mangelt. Die Messeveranstalter beschäftigen darum einen Verkehrsplaner, der sich mit Großveranstaltungen auskennt: Andreas Weigold lenkt die Verkehrsströme auch beim Musikfestival Southside, bei Rock am Ring und bei Konzerten von Ed Sheeran, AC/DC und den Rolling Stones. Dort kommen bis zu 100 000 Besucher an einem einzigen Tag.
Andreas Weigold ist 44 und lebt in Konstanz, wo seine Firma Eventbande sitzt. Allzu oft ist der geschäftsführende Gesellschafter allerdings nicht am See: 100 bis 120 Tage pro Jahr verbringt er bei Festivals, Konzerten und Events zwischen Schleswig-Holstein und Österreich. „Zum Glück sind mir Salat und Vitamine eh nicht so wichtig“, schmunzelt er über seine Lebensweise. Während seines Jurastudiums fing alles an, damals jobbte er auf Großveranstaltungen. Sein Gewerbe meldete er 1998 an, die heutige Firmierung kam 2011.
Die Eventbande ist spezialisiert auf Dienstleistungen rund um Großveranstaltungen: Sie übernimmt Planung, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Logistik und Verkehrsmanagement. Pro Jahr führt die Eventbande mehr als 100 Hallen- und Open-Air-Events durch. Neben Weigold und Mitgründer Daniel Schlatter gehören sechs Kollegen fest zum Team. Für jedes Projekt werden Mitarbeiter dazugebucht, bis zu 200. Nach Ravensburg kommt die Eventbande mit sieben Leuten. Weitere 65 Ordner eines Messe- und Sicherheitsdienstleisters aus Friedrichshafen werden von seinem Team geführt.
„Ravensburg ist eine Herausforderung“, weiß Weigold nach mittlerweile sieben Oberschwabenschauen. Weil die Messe kein Ein-Tages-Event ist, sondern neun Tage dauert. Und weil die Oberschwabenschau kaum auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen kann. Anderswo haben Veranstaltungsorte einen S- und UBahn-Anschluss, da ist viel erreicht, wenn man genügend zusätzliche Züge bestellt. In Ravensburg müssen Strukturen jedes Jahr neu aufgebaut werden.
Weigold weiß: „In Ravensburg herrscht generell enormer Parkplatzmangel, der wird während der Oberschwabenschau natürlich noch größer. Da muss man Ersatzlösungen schaffen.“Vier große Park-and-RideAreale zwischen Weingarten und Weißenau sollen das Gros der Autos aufnehmen, direkt am Messegelände gibt es nur beschränkte Parkmöglichkeiten. Durch Pendelbusse sind die Großparkplätze stetig ans Messegelände angebunden. Bis zu 6500 Stellplätze täglich bewirtschaftet Weigold mit seinem Team. Läuft ein Parkplatz voll, ändert das Team minutenschnell die Wegweiser und lenkt die Besucher um. Helfer in gelben und orangefarbenen Jacken sind überall an Strecken und Parkplätzen postiert und über Funk verbunden. Eine Woche vor Messebeginn fangen Weigold und sein Team an, ihre Logistik aufzubauen und ihre Straßenschilder zu installieren.
Der schnellste Weg zur Messe
Damit das ausgeklügelte System gut funktioniert, rät Weigold allen Autofahrern, den Schildern zu folgen und möglichst nicht auf eigene Faust zu suchen. „Unsere Ausschilderung hat ihren Sinn. Mit ihrer Hilfe kriegt jeder Messebesucher einen Parkplatz. Den besten, der in diesem Moment verfügbar ist.“So gelangt man auf dem jeweils schnellsten Weg zur Messe. Weigold und sein Team kümmern sich auch darum, dass es mit Anwohnern und anliegenden Firmen möglichst friedlich bleibt. Auch die Agendagruppe Nordstadt gehört zu seinen Ansprechpartnern. Er dankt ausdrücklich allen, die sein Konzept Jahr für Jahr mittragen und dafür Kompromisse machen: „Da sind Schüler, die in den Messetagen nicht mit dem Auto kommen. Oder Firmen, deren Mitarbeiter auch auf die Park-and-Ride-Plätze ausweichen und die Pendelbusse nutzen. Vieles klappt sehr gut, das ist toll, danke!“