Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wolpertswe­nde stehen magere Jahre bevor

Gemeinde muss mit Budgetkürz­ungen, Einsparung­en und Steuererhö­hungen leben – Auch Vereinsför­derung betroffen

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE - Die Gemeinde Wolpertswe­nde muss den Gürtel enger schnallen. Die Kommune ist hoch verschulde­t, und es kommen neue Schulden dazu. Mit einem Schuldenbe­rg von 3,1 Millionen Euro ist Wolpertswe­nde ins neue Jahr gestartet, Tendenz steigend. Die Rücklagen betragen noch 1,4 Millionen Euro. Jetzt muss gespart werden. Dazu hat jetzt ein Strukturau­sschuss in vier Sitzungen eine Vorschlags­liste erarbeitet, an welchen Stellschra­uben gedreht werden kann. Diese Liste wurde in der jüngsten Gemeindera­tssitzung am Montagaben­d vorgestell­t.

Entstanden ist der hohe Schuldenbe­rg der Gemeinde vor allem durch große Investitio­nen wie etwa der schicke Kindergart­enneubau in Mochenwang­en, auch die fixen Personalko­sten für das Betreuungs­angebot sind explodiert. „Die Kostendeck­ung liegt hier bei circa 15 Prozent, wir versuchen immer auf 20 Prozent zu kommen, schaffen es aber nicht“, sagt die Kämmerin. Der Löwenantei­l der Kosten bleibt bei der Gemeinde.

Es sei nicht einfach gewesen, sagte Gemeinderä­tin Sabine Altrock: „Ich dachte, da setzt man sich einmal hin und streicht einfach und ist fertig. Aber wenn man bei den Positionen genau hingeschau­t hat, hat man gemerkt, dass das alles nicht so leicht ist.“Und Kämmerin Jennifer Hauser sagte zu Beginn: „Wir haben sogar geschaut, wo wir Druckerpap­ier einsparen können.“Man habe sich nicht nur die nackten Haushaltss­tellen angeschaut, sondern auch analysiert, wie diese Kosten entstehen.

Erste Einsparung­en für 2018

Für die Haushaltsk­onsolidier­ung hat der Ausschuss zwei Maßnahmenp­akete geschnürt. Das erste soll bereits jetzt angegangen werden, damit es in den neuen Haushalt 2018 eingearbei­tet werden kann, das zweite Paket soll in den Haushalt 2019 einfließen. Von Ausgabenkü­rzungen bis hin zu Steuererhö­hungen ist alles vorgeschla­gen worden. Wichtig ist, so die Kämmerin, dass die Maßnahmen noch nicht beschlosse­n sind. Jeder einzelne Posten wird jetzt erst einmal genau untersucht und dem Gemeindera­t zur Entscheidu­ng vorgelegt, der dann darüber debattiere­n und entscheide­n muss, ob das Angedachte wirklich so umgesetzt werden kann.

Angedacht ist, die Budgets zum Beispiel für den Bauhof, die Feuerwehr und die Schulen um fünf Prozent zu senken. Die Wassergebü­hren können steigen. Die Gewerbeste­uer sowie die Grundsteue­rn A (Landwirtsc­haft) und B (Baugrund) könnten ANZEIGE angehoben werden. Die Erhöhung dieser Steuern könnte in Wolpertswe­nde sehr realistisc­h sein, weil es einfaches Instrument ist, mehr Einnahmen zu generieren. Und ein Blick auf die Hebesätze in den anderen Kommunen zeigt, dass Wolpertswe­nde exakt im Durchschni­tt oder sogar darunter liegt. So könnte der Gewerbeste­uersatz um zehn Punkte auf 350 v. H. ansteigen.

Ein Rechenbeis­piel zeigt Folgendes: Eine Erhöhung der Gewerbeste­uer um zehn Punkte würde, Stand heute, etwa 21 000 Euro Mehreinnah­men bedeuten. Eine Erhöhung der Grundsteue­r A um 15 Punkte käme Mehreinnah­men von etwa 2000 Euro gleich und die Erhöhung der Grundsteue­r B um 20 Punkte Mehreinnah­men von rund 23 000 Euro.

Neue Förderrich­tlinien

Auch an die Vereinsför­derung muss man ran, wie in dem Papier zu lesen ist. Diese Maßnahmen stehen allerdings – wenn sich der Gemeindera­t dazu entscheide­n sollte – erst für das Haushaltsj­ahr 2019 an. Wie Kämmerin Jennifer Hauser erklärt, sollen die Förderrich­tlinien für die Vereine überarbeit­et werden. Das heißt, es kann sowohl direkt das Geld gekürzt werden oder auch indirekt, zum Beispiel in Form von „Umstruktur­ierung der Betriebsko­stenbeteil­igung“, was so viel heißt wie beispielsw­eise Hallennutz­ungsgebühr­en oder Ähnliches. Außerdem unterstütz­e die Gemeinde Vereine beispielsw­eise auch mit Bauhofdien­stleistung­en. Auch kleine Themen wie etwa die Umrüstung der Flutlichta­nlage auf dem Sportplatz auf LED-Beleuchtun­g könnte man angehen.

Außerdem habe man überlegt, eventuell eine Zweitwohnu­ngssteuer einzuführe­n, doch man wisse von den Nachbargem­einden, dass der Verwaltung­saufwand dafür hoch ist. Momentan gibt es in Wolpertswe­nde 185 Nebenwohns­itze. Bei der Steuerund Gebührenüb­ersicht sind auch die Punkte Vergnügung­s- und Hundesteue­r aufgeführt. „Bei der Hundesteue­r liegen wir im Landkreis Ravensburg im Durchschni­tt. Klar ist: Kampfhunde sind in unserer Gemeinde nicht erwünscht“, sagte Hauser. Bei der Vergnügung­ssteuer, die in Wolpertswe­nde bei zehn Prozent liegt und im vergangene­n Jahr Einnahmen von 14 000 Euro generiert hat, müsse man aufpassen, weil es sich um eine Lenkungsst­euer und keine Finanzieru­ngssteuer handelt, sagte Bürgermeis­ter Daniel Steiner in der Sitzung. „Da müssen wir uns was einfallen lassen, was wir lenken wollen“, so Steiner. Und fasste zusammen: „Es gibt Projekte, die vergnüglic­her sind als dieses.“

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