Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Digitaler Hirte für die Kuh
Halsband und Software unterstützen Landwirte bei der Betreuung ihrer Tiere
RAVENSBURG – Entspannt liegt die kleine Rinderherde der Oberschwabenschau auf ihrem Sägemehl-Bett. Während die Kühe wiederkäuen, wackeln die blauen Bänder an ihren Hälsen permanent vor sich hin. Drin steckt ein hoch sensibler Bewegungssensor, der unablässig Daten sendet – auch von der Weide, bis zu 200 Meter weit. Ausgewertet werden die ganzen informativen Vibrationen vom „Silent Herdsman“, einer Technologie, die in Israel entwickelt wurde und in Deutschland 2017 neu auf den Markt kam. Am Stand der Rinderunion in der Messehalle 10 schauen viele Landwirte gebannt auf den Monitor, wo die Daten einlaufen, und lassen sich erklären, wozu das Ganze gut ist: Die stetig lernende Software erkennt an den Daten, ob die Kuh liegt oder steht, ob sie spaziert oder döst, wiederkäut oder frisst. Sie schlägt Alarm, sobald es Abweichungen gibt. Denn die könnten viel bedeuten: Wenn eine Kuh den ganzen Vormittag nichts gefressen hat oder lange Zeit liegt, kriegt der Bauer eine Warnung aufs Smartphone – diese Kuh ist möglicherweise krank. Und wenn sie ungewöhnlich viel herumhampelt, dann ist sie brünstig und kann besamt werden. „Die neue Technologie ist eine tolle Sache“, sagt Mathias Poferl von der Rinderunion BadenWürttemberg. „Nicht missverstehen: Sowas kann und wird keinen Bauern ersetzen. Und es kann auch kein Bauer den ganzen Tag im Büro hocken bleiben und seine Tiere sich selbst überlassen. Der Silent Herdsman ist ein Assistent. Er sorgt dafür, dass man schnell aktiv werden kann, wenn es einem Tier nicht gut geht. Zudem meldet der Herdsman, wenn die Kuh brünstig ist, damit man sie rechtzeitig besamen lassen kann.“Beides ist in der Landwirtschaft viel Geld wert. Mathias Poferl will auf der Oberschwabenschau nicht nur Fachpublikum ansprechen, für ihn sind auch die Verbraucher wichtig. „Wir möchten, dass die Leute einen Blick entwickeln dafür, wie ihre Lebensmittel produziert werden.“Und dass es da durchaus Varianten gibt. Wenn auf industriellen Molkereiprodukten so oft „verklärte Bilder von Bergwiesen und Bollenhüten gezeigt werden, ist das nicht die Realität“. Sondern das, was Verbraucher gern glauben möchten. Auf der Oberschwabenschau konnten sich die Verbraucher selbst ein Bild machen und mit den Experten diskutieren. Mathias Poferl erklärt gern die Vorzüge moderner Stallanlagen, wie sie in der Messehalle im Kleinen aufgebaut waren, samt weicher Liegematratze und einem Putzautomaten, an dem sich die Tiere minutenlang genüsslich von Bürsten massieren lassen. Er ist überzeugt: „Den Kühen ging es noch nie so gut.“ Von Walzer bis Polka RAVENSBURG – Hervorragende Blasmusik gibt es am Samstagabend im Leibinger Festzelt auf der Oberschwabenschau: Der „Große Abend der Blasmusik“gehört seit Jahrzehnten zu den Klassikern der Messe. Am Samstag wird ab 19 Uhr Walzer, Polka und so mancher Ohrwurm angestimmt. Der Eintritt ist frei, aber Achtung, die Plätze sind begrenzt: Maximal 1200 Besucherinnen und Besucher dürfen rein ins Leibinger Festzelt. Drei regionale Kapellen werden aufspielen: der Musikverein Altshausen, die Musikkapelle Haidgau und der Musikverein Obereschach. Die Auftritte sind mehr als ein Konzert. In einem musikalischen Wettbewerb konkurrieren die drei Kapellen um die Gunst des Publikums und einer dreiköpfigen Fachjury. Moderiert wird der Abend von Wolfgang Wanner, den viele kennen als SWRRadiomoderator.