Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine Installation für Louise Bourgeois
Künstlerin Verena Waffek verwandelt die Kornhausgalerie in einen Huldigungsraum
WEINGARTEN - Ein goldenes Kleid empfängt die Besucher der Kornhausgalerie. Hier, zwischen Teppichboden und rustikalen Holzbalken, wirkt die Nürnberger Künstlerin Verena Waffek seit Montagvormittag daran, den Raum in eine märchenhafte Installation zu verwandeln.
Seit Monaten schon fertigt sie den überwiegenden Teil der Ausstellungsstücke speziell für die Weingartener Schau mit dem Titel „Blumen für Louise Bourgeois“. Ganz im Sinne der Erinnerungsräume der berühmten Künstlerin Louise Bour-geois (1911 bis 2010) schafft Waffek Huldigungsräume: Sie zitiert und reagiert feinsinnig und mit künstlerischen Mitteln auf Leben und Schaffen der zeitgenössischen Künstlerin – eine sehenswerte Ausstellung in der Reihe „Positionen der Zeichnung“.
Im Münchener Haus der Kunst hat es vor wenigen Jahren zwischen den beiden Künstlerinnen gefunkt: Die Nürnberger Künstlerin Verena Waffek besuchte dort die Ausstellung von Louise Bourgeois, als Freunde zu ihr sagten: „Du, Verena, darin erkenne ich Dich wieder.“
Unterschiedliche Künstlerinnen
Und auch Verena Waffek erkannte viele Berührungspunkte – obgleich die Künstlerinnen und deren Arbeiten grundverschieden seien. „Es gibt Anknüpfungspunkte im Umgang mit dem Material“, sagt Waffek, die es besonders fasziniert, dass Louise Bourgeois mit ihren Installationen und Skulpturen ihre Kindheit thematisiert und immer ihre Biografie mit der Kunst verwebt – sei es etwa mit der neun Meter großen Spinne „Maman“, die sinnbildlich für ihre Mutter, eine Geborgenheit spendende Weberin, steht. „Auch ich verleugne meine Wurzeln nicht“, sagt Verena Waffek. Geboren 1953 in Geislingen an der Steige, empfindet sie noch heute eine starke Prägung, bedingt durch die elterliche Drogerie. „Diese gewisse Ordnung, die dort herrschte, und den fein-säuberlichen Aufbau mit System erkenne ich unter anderem in meinen seriellen Arbeiten wieder“, sagt Waffek, deren Werk sich durch formale Ästhetik und ein besonderes Gespür für die Ordnung der Dinge auszeichnet.
Die schwäbische Künstlerin studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. 1987 ist sie mit dem Oberschwäbischen Kunstpreis ausgezeichnet worden. Ihre raumgreifende Installation in Weingarten ist eine Hommage an die Grande Dame der zeitgenössischen Kunst, die ebenso mit unterschiedlichsten Materialien und Techniken arbeitete wie Waffek selbst.
„Salon“-Zeichnungen
So zeigt sie in der Kornhausgalerie etwa die 16-teilige Serie „Salon“: Zeichnungen und Collagen mit Stuhlmotiven, die auf die legendären New Yorker Sonntagssalons von Louise Bourgeois Bezug nehmen. „Dort hätte ich die Künstlerin nämlich ganz gern einmal getroffen“, gesteht Waffek. Mitgebracht hätte sie ihr eines ihrer Arrangements.
In selbst restaurierten Vitrinen präsentiert Verena Waffek etliche kleine Objekte: Fundstücke aus einem Abbruchhaus, Schlüssellochbeschläge oder historische Schlüssel – wie auch die Bourgeois sie sammelte – bilden für die Nürnberger Künstlerin den Ausgangspunkt für neue Tusche-Zeichnungen. „Angedeutet habe ich darin wiederum die Spinnennetze, die auf die Spiders-Figuren von Louise Bourgeois Bezug nehmen“, sagt sie. Großformatige Zeichnungen, Türklinken und Stoffblumen runden die stimmige und detailreiche Rauminstallation ab.
Und die titel gebenden Blumen? Was hat es mit ihnen eigentlich auf sich? „Louise Bourgeois mochte keine Schnittblumen“, erklärt Verena Waffek. „Genau wie ich.“Denn auch ihr gefalle nichts, das „da so künstlich in der Vase stirbt“. Die Blumen, die sie in ihrer Ausstellung zeigt, seien Wildpflanzen – selbst gepflückt, getrocknet, mit Spray vergoldet und mit Goldgarn umwickelt, um ihnen eine wertvolle Künstlichkeit und etwas Erhabenes zu schenken. So wie Verena Waffek der großen Louise Bourgeois etwas Erhabenes schenkt.
Die Ausstellung „Blumen für Louise Bourgeois“von Verena Waffek wird am Freitag, 27. Oktober, in der Kornhausgalerie, Karlstraße 28 in Weingarten, eröffnet. Bis zum 10. Dezember ist die Schau zu sehen: mittwochs von 10 bis 13 Uhr sowie freitags, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.