Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Symposium zum Alevitentum in Weingarten
Wissenschaftliche Tagung zu Grundlagen der alevitischen Glaubensrichtung lockt 150 Besucher
WEINGARTEN (sz) - Das erste internationale Symposium zum Alevitentum hat das Alevitische Bildungswerk „Sah Ibrahim Veli e.V.“am Samstag, 21. Oktober, im Festsaal der Pädagogischen Hochschule ausgerichtet. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“statt.
Zwölf Wissenschaftler aus dem In- und Ausland sowie rund 150 Besucher folgten der Einladung des Bildungswerkes. Oberbürgermeister Markus Ewald hob die Bedeutung eines intensiven Austausches für das friedliche Miteinander hervor. Das Programm des Abends bestand aus drei Veranstaltungsteilen (Panels), in denen die Wissenschaftler in Einzelbeiträgen über ihren Forschungsstand berichteten.
Islamische Mystik als Bindeglied
Im ersten Panel wurden die Grundlagen zum Alevitentum vorgestellt und die ethnografisch-historische Positionierung der Glaubensgemeinschaft skizziert. Hierbei wurde insbesondere herausgearbeitet, inwieweit vorislamische Religionspraktiken für die Entwicklung eine Rolle gespielt haben und inwieweit die islamische Mystik des Mittelalters ein Bindeglied zwischen dem Alevitentum und dem Sunnitentum darstellen kann.
Das zweite Panel beschäftigte sich dann tiefer mit den tradierten Textquellen und der mündlichen Überlieferung hinsichtlich der Bedeutung dieser Handschriften für das religiöse Selbstverständnis und die Praxis in den Gemeinden. Im abschließenden dritten Teil ging das Plenum auf die Auswirkungen der Tradition auf die Moderne ein, und zwar auf Grundlage der neueren Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung.
In einer der Diskussionsrunden stellte Prof. Dr. Handan Aksünger aus Hamburg die Rolle der alevitischen Frauen in den Gemeinden zur Debatte. Umrahmt und begleitet wurde die Tagung von den beiden Künstlern Kazım Çalısgan und Utku Yurttas mit klassischer türkischer Musik.