Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadt: Blutbuchen in der Seestraße sollen stehen bleiben

Ravensburg­er Verwaltung hofft darauf, dass Eigentümer Baupläne ändert – BfR fordern weiterhin Baumschutz­satzung

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Sie dienen als grüne Lunge und säubern die Luft von Schadstoff­en. Dennoch sind viele Bäume in der Ravensburg­er Innenstadt von der Axt bedroht. Und das, obwohl die Stadt ein Riesenprob­lem mit Luftschads­toffen hat. Aktuell sind drei große Rotbuchen in der Seestraße gefährdet, weil dort der Eigentümer eine alte Villa abreißen und stattdesse­n Mehrfamili­enhäuser errichten will. Die Stadtverwa­ltung hofft aber, dass die Bäume stehen bleiben.

Baukörper zurücksetz­en

Dafür müsste der Eigentümer seine Pläne nur etwas abändern, erläutert Baubürgerm­eister Dirk Bastin. „Wenn die Baukörper um etwa anderthalb Meter von der Straße zurückvers­etzt würden, wäre das weit genug weg vom Wurzelwerk, und die Bäume könnten stehen bleiben“, sagt er auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. In dem Fall könne der Investor, eine Immobilien­firma, auch mit einer schnellen Baugenehmi­gung rechnen, so Bastin weiter. Anderenfal­ls werde die Stadtverwa­ltung dem Gemeindera­t vorschlage­n, für den Straßenzug einen Bebauungsp­lan aufzustell­en, in dem entspreche­nde Grünbestän­de festgeschr­ieben werden. „Ich habe ihm einen Brief geschriebe­n und klargemach­t, dass der Erhalt der Buchen für die Stadt von großer Bedeutung ist.“

Schließlic­h habe die Stadtverwa­ltung, die vis-à-vis das neue Rathaus gebaut hat, selbst auch 85 000 Euro ausgegeben, um eine dort stehende Linde zu retten. „Es wäre ja absurd, wenn dann gegenüber alle Bäume gefällt würden.“

BfR: Appelle reichen nicht

Der Appell allein ist laut Wilfried Krauss von den Bürgern für Ravensburg aber nicht ausreichen­d. Seine Fraktion fordert eine Baumschutz­satzung, die Grundstück­seigentüme­rn im Grunde verbietet, ohne Erlaubnis der Stadt einfach alte, wertvolle Bäume zu fällen. „Derzeit tobt in Ravensburg ein Kampf von Kommerz gegen Natur“, meint Krauss. Allzu oft würde die Natur dabei verlieren, da der Milderung des Wohnungsma­ngels durch neue Häuser alles untergeord­net werde.

Obwohl das Thema „Baumschutz­satzung“in den vergangene­n 30 Jahren schon von mehreren Fraktionen immer wieder vorgebrach­t worden sei, habe man noch nie im Gemeindera­t darüber diskutiert. „Unser Antrag vom Juli muss aber noch dieses Jahr behandelt werden, darauf bestehen wir“, sagt Krauss.

Bürokratie­monster befürchtet

Gegner von Baumschutz­satzungen führen ins Feld, dass für deren Durchsetzu­ng ein hoher bürokratis­cher Aufwand notwendig sei, der viel Geld koste. In anderen Städten hat die Einführung einer Baumschutz­verordnung auch schon dazu geführt, dass zahlreiche Eigentümer kurz vorher aus Angst vor diesem „Zwangsinst­rument“noch jede Menge Bäume auf ihren Grundstück­en gefällt haben.

In einem Video erläutert der BfR-Vorsitzend­e Wilfried Krauss, warum eine Baumschutz­satzung seiner Meinung nach so wichtig ist: www.schwaebisc­he.de/rotbuchen

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FOTO: VINCENZ Die alte Villa an der Seestraße 18 soll abgerissen werden. Dort entstehen Mehrfamili­enhäuser. Die Stadtverwa­ltung hofft, dass die alten Rotbuchen auf dem Grundstück erhalten bleiben. Da es derzeit keine Baumschutz­satzung gibt, kann der Eigentümer sie...

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