Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Missbrauch­sopfer als bisher vermutet

Ein Schwimmleh­rer aus Baden-Baden soll sich an zahlreiche­n jungen Mädchen vergangen haben

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BADEN-BADEN (lsw) - Nach den Vorwürfen gegen einen Schwimmleh­rer wegen schweren sexuellen Missbrauch­s von Kindern prüft die Polizei, ob es weitere Verdachtsf­älle gibt. Auf ein Schreiben des Polizeiprä­sidiums Offenburg an alle Schwimmsch­üler des Mannes hin hätten sich acht Eltern gemeldet, sagte Staatsanwa­lt Michael Klose am Freitag in Baden-Baden. Diese Zahl stamme vom vergangene­n Montag und könne sich inzwischen erhöht haben. Inwieweit diese Rückmeldun­gen strafrecht­lich relevant sind, sei noch unklar, sagte Klose. Dass der Mann weitere Opfer hatte, hält er für möglich.

Die Anklagebeh­örde wirft dem Mann „schwerwieg­ende sexuelle Handlungen an Kindern“vor. Das bedeutet, dass der Täter wohl in den Körper der Kinder eingedrung­en ist. Darauf steht eine Mindeststr­afe von zwei Jahren Haft. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass die Taten unter Wasser, außerhalb des Beckens und auch in Umkleiden geschahen. Gegen den 33-jährigen selbststän­digen Schwimmleh­rer liegen laut Klose zwei Anzeigen von Eltern fünfjährig­er Mädchen vor. Hinzu kommen vier Fälle, die sich aufgrund der Auswertung von Videos aus einer Wohnungsdu­rchsuchung ergeben haben. Die betroffene­n Mädchen seien aber noch nicht identifizi­ert worden.

Verdächtig­er machte Aufnahmen

Die Aufnahmen seien mit einer Unterwasse­rkamera gemacht worden. Es gebe bislang keine Hinweise auf Handel mit dem Material. Auf Basis dieser Verdächtig­ungen sei der Mann in Untersuchu­ngshaft genommen worden. Der Beschuldig­te deutscher Nationalit­ät hülle sich in Schweigen. Er sei nicht vorbestraf­t.

Das Ausmaß des Falles könnte noch weit größer sein, da der Mann in den letzten Jahren auf selbststän­diger Basis an vier Schwimmsch­ulen und deren Zweigstell­en Hunderte von Kindern unterricht­et hatte. Klose: „Pädophile nutzen oft jede Gelegenhei­t, um ihren Trieb auszuleben. Das könnte auch in diesem Fall so sein, sodass die Anzahl der Taten sich möglicherw­eise stark vergrößert.“Es gebe ein Dunkelfeld, das die Ermittler versuchten aufzukläre­n. Es seien erste Eltern möglicher Opfer befragt worden, die sich auf das Rundschrei­ben der Polizei gemeldet hatten.

Der Mann hatte in Gernsbach, Baden-Baden, Bad Herrenalb, Bad Liebenzell, Kuppenheim und Achern in den vergangene­n Jahren Hunderte Kinder unterricht­et. Die Ermittlung­en werden noch Monate dauern, wie Klose erläuterte.

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FOTO: DPA Der Verdächtig­e war selbststän­diger Schwimmleh­rer.

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