Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hart an der Realität
Tatort: Auge um Auge (ARD, So., 20.15 Uhr) -
Beim Titel haben sich die Autoren nicht allzu sehr verkopft: In Wikipedia tauchen gleich sieben Filme auf, deren Hel- den gemäß dieser alttestamentarischen Rechtsauffassung Selbstjustiz üben. Auch in diesem Krimi aus Dresden geht es um Rache: Erwerbsunfähige fühlen sich von ihrer Versicherung um ihre Prämien gebracht. Damit greifen Ralf Husmann und Peter Probst ein Thema auf, das nicht wenige in unserem Land umtreibt: Kann man sich auf die Versprechungen der Versicherungen verlassen? Der Versicherungskonzern ALVA jedenfalls erfüllt alle Vorurteile. Laut Anordnung sollen die Angestellten möglichst wenig Versicherungsleistungen auszahlen, auch wenn dadurch Existenzen ruiniert werden. Als Abteilungsleiter Gebhard in seinem gläsernen Büro durch Schüsse vom Hochhaus gegenüber getötet wird, übernehmen Karin Sieland (Karin Hanczewski) und Henni Gorniak (Alwara Höfels) die Ermittlungen. Dabei verstören die Schicksale der Betrogenen, aber Betrüger werden auch entlarvt.
Regisseurin Franciska Meletzky inszeniert diese Recherchen relativ unaufgeregt. Sie legt weniger Wert auf Action als auf differenzierte Spurensuche. Zum Schluss bietet sie eine überraschende, nachdenkliche Lösung. Verzichtbar wäre das dumme Geplänkel mit dem inkompetenten Vorgesetzten (Martin Brambach), während Hennis Beziehungskisten für Auflockerung sorgen.