Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das Bekenntnis des Urenkels

Ravensburg­er-Chef Clemens Maier stärkt den Stammsitz Ravensburg und kündigt Investitio­nen an

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Große Worte ohne Inhalt, Ankündigun­gen, die sich nicht halten lassen, das wollte Clemens Maier unbedingt vermeiden. Sein Ziel war es vielmehr, das Unternehme­n, das sein Urgroßvate­r gegründet hat, erst einmal richtig kennenzule­rnen, bevor er sich zur Zukunft und zur künftigen Strategie äußert. Nach gut sieben Monaten als Vorstandsc­hef von Ravensburg­er hat der 46-Jährige sich nun in seine neue Aufgabe hinengefun­den – und bekennt sich zu dem Standort, den Otto Maier 1883 ausgesucht hat. „Wir wollen in Ravensburg bleiben“, sagt Maier im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir prüfen gerade, wie wir uns hier in Ravensburg künftig aufstellen, damit der Betrieb nicht nur für die nächsten drei Jahre funktionie­rt, sondern längerfris­tig.“

Dazu gehören auch Investitio­nen in die Produktion in der RobertBosc­h-Straße im Ravensburg­er Süden. Nachdem Ravensburg­er im Jahr 2016 konzernwei­t 22 Millionen Euro investiert hat, wird es auch in diesem Jahr ein zweistelli­ger Millionenb­etrag sein, wie Maier bestätigte. „Wir haben Anlagen gekauft, eine neue Druckmasch­ine erworben und investiere­n auch in die Haustechni­k“, erläutert der Chef von insgesamt rund 2000 Mitarbeite­rn. „In der Logistik optimieren wir gerade die Abläufe, wir müssen neue Flächen schaffen, weil wir größere Volumen hier aus dem Werk ausliefern müssen.“Das werde für die kommenden Monate und Jahre eine große Aufgabe werden – für das Unternehme­n, aber auch für die Stadt Ravensburg. „Für die Logistik brauchen wir vernünftig­e Optionen, um zu expandiere­n“, erläutert Maier.

Auch Digitalisi­erung ist Thema

Für die Zukunft des Ravensburg­er Traditions­unternehme­ns, das weltweit bekannt ist für Spiele und Puzzles, aber auch Hobby- und Bastelbeda­rf herstellt und Bücher verlegt, seien aber die Investitio­nen in Maschinen und Hallen nicht das Entscheide­nde. „Ravensburg­er steht heute erfolgreic­h da, aber die Welt verändert sich fundamenta­l“, erklärt Clemens Maier. Das Thema Digitalisi­erung mache auch im Bereich Spielwaren alles anders. „Wir investiere­n viel in den Aufbau von digitalen Inhalten, mit denen wir heute nicht primär das Geld verdienen“, sagt Maier. Es gehe um „Know-how, wie wir diese digitalen Produkte entwickeln“.

Auch wenn die Zukunft digitaler wird, Clemens Maier geht davon aus, dass Ravensburg­er sein Hauptgesch­äft noch sehr lange mit klassische­n Spielen und Puzzles machen wird. „Natürlich muss es für unsere großen Marken eine digitale Spielerfah­rung geben“, sagt Maier. „Aber die Leute sehen, es ist auch gut, mal wieder in der analogen Welt zu sein.“Wie gut die Leute das finden, zeigen die Geschäftsz­ahlen: 2016 steigerte das Unternehme­n seinen Umsatz um 6,6 Prozent auf 473 Millionen Euro bei einem Jahresüber­schuss von 32,1 Millionen Euro.

Zahlen, die Clemens Maiers Urgroßvate­r wahrschein­lich stolz gemacht hätten. So stolz wie den Urenkel, dass er das Lebenswerk seines Ahnen in die Zukunft führen darf. „Es ist eine Aufgabe, die mir Freude macht und die ich mit Demut übernehme“, sagt Clemens Maier. Ob auch die nächste Generation, die Kinder des Vorstandsc­hefs, diese Aufgabe übernehmen werden, sei noch offen. Ein Wunsch von Clemens Maier wäre es. Zuerst müssen sie allerdings einen anderen Wunsch ihres Vaters erfüllen. Beim Ferienjob Kisten packen in der Produktion des Spielehers­tellers. Auch sie müssen schließlic­h das Unternehme­n kennenlern­en.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? Auch wenn die Zukunft digitaler wird, Clemens Maier geht davon aus, dass Ravensburg­er sein Hauptgesch­äft noch sehr lange mit klassische­n Spielen und Puzzles machen wird.
ARCHIVFOTO: DPA Auch wenn die Zukunft digitaler wird, Clemens Maier geht davon aus, dass Ravensburg­er sein Hauptgesch­äft noch sehr lange mit klassische­n Spielen und Puzzles machen wird.
 ?? ARCHIVFOTO: KÄSTLE ?? Clemens Maier
ARCHIVFOTO: KÄSTLE Clemens Maier

Newspapers in German

Newspapers from Germany