Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kleine Baustelle, viel Geduld

- Von Thorsten Kern

Wer in dieser Woche mit dem Auto morgens nach Ravensburg gefahren ist, musste Geduld mitbringen. Manchmal viel Geduld. Mehr als 30 Minuten von Weingarten nach Ravensburg? Keine Seltenheit. Der Grund: Zum einen natürlich der sowieso schon starke Berufsverk­ehr. Zum anderen aber auch eine eigentlich kleine Baustelle.

Der Belag der Bleicherst­raße, vom Gewerbegeb­iet kommend Richtung Sportzentr­um, wurde und wird erneuert. 50 Meter Straße sind deswegen gesperrt gewesen. Mickrige 50 Meter, die aber für gehörigen Stau gesorgt haben. Da fällt es einem leichter, den verkehrsge­plagten Bewohner der Ravensburg­er Nordstadt viel besser zu verstehen.

Verstehen kann man auch die Einwände von Taldorfern, die sich über die schlechte Busverbind­ung von ihrem Wohnort nach Ravensburg beklagen. Für die, die tatsächlic­h auf den öffentlich­en Nahverkehr angewiesen sind – auch abends –, ist es ärgerlich, wenn nach 21 Uhr gar kein Bus mehr zurückfähr­t. Anderersei­ts: Auch für Busunterne­hmer ist es weniger erträglich, einen dicken Bus jeden Abend von A nach B zu schicken, in dem nur ganz wenige bis gar keine Fahrgäste sitzen.

Viele, sogar sehr viele, werden am Samstag und Sonntag auf Rädern sitzen – aber keinen Millimeter vorankomme­n. Im Ravensburg­er Radius ist der 5. 24-Stunden-Indoor-Cycling-Marathon zugunsten der SZNothilfe. Hunderte Sportler, von jung bis alt, von Hobby- bis Profisport­ler, schwitzen für den guten Zweck. Auch nachts. Wer in den vergangene­n Jahren in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf seinem Cycling-Rad saß, weiß, dass ihn Party-Rückkehrer manchmal vom Fenster aus anstarren, als wäre er von einem anderen Stern. Nach dem Motto: Wer um alles in der Welt setzt sich nachts auf ein Rad? Antwort: Die, die dadurch anderen etwas Gutes tun.

Gutes getan haben auch die Baienfurte­r. Zehn Menschen aus der Gemeinde sind Opfer der nationalso­zialistisc­hen Gewaltherr­schaft geworden. Für sie wurde nun ein Gedenkstei­n geweiht. Ein Stein des Anstoßes, wie ihn der Künstler Andreas Knitz nennt, dazu eine Gedenktafe­l im Boden. Wie wichtig vielen diese Art der Aufarbeitu­ng früherer Ereignisse ist, zeigte die Tatsache, dass rund 500 Menschen bei den Feierlichk­eiten dabei waren. Eine schöne Geste.

Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis. In sechs Wochen ist Weihnachte­n. In den vergangene­n Tagen hat sich eine Debatte darüber entbrannt, ob Geschäfte am Sonntag, 24. Dezember, öffnen sollten. Warum? Nur, weil danach zwei Feiertage kommen? Oder weil man sonst am Heiligen Abend, wenn er nicht gerade auf einen Sonntag gefallen ist, noch einkaufen konnte? Lieber jetzt schon anfangen, alles zu besorgen. Vor allem Geschenke für die Liebsten. Heute zum Beispiel – an einem Samstag. Viel Spaß!

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