Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Oberschwabens bekanntester Bauer“
Norbert Marschall war vier Wochen auf den Plakaten der Oberschwabenschau zu sehen
RAVENSBURG (sz) - Vier Wochen lang ist Norbert Marschall auf den Plakaten der Oberschwabenschau allgegenwärtig gewesen. Für den Bauer aus Fidazhofen war es Ausnahmezustand: „Norbert! Du hängsch in Hörbranz!“- Bei Marschall klingelte im Oktober oft das Telefon. Alle, die ihn kennen, haben die Plakate gesehen - und viele haben prompt ein paar Sprüche geklopft.
So begrüßte man ihn im Kindergarten mit „die Prominenz“und seine Kollegen lachten: „Oberschwabens bekanntester Bauer“. Und beim Musikverein Weißenau und bei der Bauernkapelle Oberschwaben waren sich die Musiker einig, dass nun ja ein Plakatbier fällig werde. Eine Nachbarin sagte: „Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, lächelst du mich zehnmal an.“Daraufhin Marschall: „Lächle einfach zurück. So mache ich es auch.“
Einer von drei Botschaftern
Norbert Marschall war einer von drei Plakat-Botschaftern 2017. Messechef Stephan Drescher hatte ihn dafür angeworben. Auch eine Mälzerin und eine Stuckateurmeisterin waren auf den Plakaten der Oberschwabenschau zu sehen.
In Fidazhofen betreibt der 37-jährige Landwirtschaftsmeister Marschall seinen von den Eltern übernommenen Hof mit Obstbau, einer Schnapsbrennerei und Energieerzeugung. Er erlebte das professionelle Fotoshooting im Juli als spannende Abwechslung. Sein Drei-Tage-Bart, Kappe und Traktor waren dabei ausdrücklich erwünscht.
Gut 2000 Werbeplakate hat man mit seinem Motiv gedruckt. Aufgehängt wurden sie in einem Umkreis von etwa 150 Kilometern. Marschall war dieses Jahr das Hauptmotiv – so kam er auch noch auf die Titelseiten von Fachzeitschriften wie „Schwäbischer Bauer“und „BW Agrar MesseSpecial“.
Leute aus dem Dorf nutzten die Plakate, um ihre Kinder im Auto bei Laune zu halten – mit einem Spiel: „Findet den Norbert“. Der Dirigent der Bauernkapelle rief von unterwegs bei ihm an: „Norbert, kennst du eigentlich das Märchen vom Igel und dem Hasen? Überall, wo ich hinkomme, bist du schon da!“
Und dann gibt es diesen einen Buben aus dem Dorf. Auf der Oberschwabenschau fragte sich der kleine Fan durch und holte sich ein Original-Plakat. Es hängt nun als Poster im Zimmer des Nachbarsbuben.
Auf den Straßen wurde die Oberschwabenschau-Werbung bis auf vereinzelte Reste längst abdekoriert. Die Familie Marschall hat zwei Plakate behalten. Eins ist im Flur bei Norbert Marschalls Eltern, ein zweites in einer Garage, die auch als Partyraum genutzt wird. Seine vier Wochen öffentlicher Präsenz hat er unbeschadet überstanden und fand es „viel öfter angenehm als unangenehm“.
Auch seine Frau, die ihm seinen beiläufigen Satz „Ich werde übrigens Plakatmotiv“lange nicht geglaubt hatte, sei angesichts der vielen Scherze und Komplimente „vielleicht ein bisschen stolz gewesen“, vermutet er. Geld hat er übrigens keines bekommen, auch das wurde oft gefragt. „Ich bin Landwirt mit Leib und Seele. Ich finde es einfach gut, wenn ich mich für meinen Berufsstand starkmachen kann.“