Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburg baut künftig Wohnungen selbst
In einem Jahr soll eine Gesellschaft für Wohnungsbau und Stadtentwicklung die Arbeit aufnehmen
RAVENSBURG (fh) - Die Stadt Ravensburg will eine Gesellschaft für Wohnungsbau und Stadtentwicklung gründen. Das bestätigte Oberbürgermeister Daniel Rapp der „Schwäbischen Zeitung“. Die Gesellschaft soll bereits in einem Jahr ihre Arbeit aufnehmen und vor allem für ausreichend Sozialwohnungen in Ravensburg sorgen.
400 Sozialwohnungen hat die Stadt derzeit. „Das ist selbst im reichen Oberschwaben deutlich zu wenig“, sagt Rapp. Das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“sei angesichts der eklatanten Not im Schussental ein sehr gutes und wirksames Instrument, so Rapp, es sei aber eher ein Angebot für die untere Mittelschicht und nicht für wirklich Bedürftige. „Die Frage ist, wer baut für die, die nichts haben? Als Modell für Investoren kommt das kaum in Frage, hier ist die Stadt in der Pflicht.“Zur Erinnerung: Das Bündnis sieht vor, dass bei Neuvorhaben mit mehr als zehn Wohneinheiten 20 Prozent der Fläche mindestens 14 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete angeboten werden müssen.
Der OB will die neue Gesellschaft so aufstellen, dass sie die Stadtentwicklung steuert und Flächen für mögliche interkommunale Gewerbegebiete identifiziert. Das scheint notwendiger denn je, denn die Kommune wächst rasant. Vor einem Jahr hatte Ravensburg 50 176 Einwohner, im November 2017 sind es 50 503, im nächsten Herbst rechnet die Verwaltung mit mehr als 51 000 Bürgern. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft hatte zuletzt die Ravensburger SPD gefordert. Rapp hat auch aus den anderen Fraktionen bereits positive Signale empfangen, sagt er. Als „kommunale Anstalt“wird die Gesellschaft zwischen GmbH und Eigenbetrieb angesiedelt sein. Und sie soll, mit einem Geschäftsführer an der Spitze, wirtschaftlich arbeiten.
Der OB kann sich gut vorstellen, dass diese Gesellschaft künftig auch als Dienstleister für andere Kommunen zur Verfügung steht oder dass diese gar Mitglied der Gesellschaft werden. „Das Personal und das Knowhow haben wir, jetzt wird es verstärkt darum gehen, geeignete Grundstücke für den sozialen Wohnungsbau zu finden.“Fehler aus der Vergangenheit will man dabei vermeiden. „Es wird keine zweite Domäne Hochberg geben.“
Unabhängig von Sozialwohnungen treibt die Stadt Neubaugebiete in den drei Ortschaften voran. Der Bund ermöglicht derzeit zeitlich begrenzt, unbürokratisch Wohnflächen auszuweisen. Ravensburg steigt dreimal in dieses Verfahren ein: In Untereschach mit dem Neubaugebiet „Hohe Bäume“, in der Ortschaft Taldorf im Teilort Taldorf sowie in Schmalegg auf dem Gelände hinter der Kirche in Richtung Sportplätze. Dazu kommt als nächstes Projekt die Entwicklung in Oberzell auf und rund um das ehemalige Tennisgelände. Zur Kreisstraße hin soll ein Gewerbeund Mischgebiet entstehen, im Inneren Wohnungen.