Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
●Kultur leben
Altmeister müssen niemandem etwas erklären, im schönsten Fall wird ihnen gegen Ende ihres langen Weges große Anerkennung zuteil. So auch dem Fotografen Guido Mangold und dem Literaturwissenschaftler Manfred Bosch. Der eine beschenkt sich und seine Heimatstadt gerade mit einer letzten Arbeit, der andere wurde mit einer Freundschaftsgabe in Buchform sowie einer Ausstellung geehrt.
Mangold, 1934 in Ravensburg geboren, zog früh hinaus in die Welt und legte eine beeindruckende Karriere als Fotograf hin. Berühmte Aufnahmen aus dem kollektiven Bildschatz der Deutschen Nachkriegszeit stammen von ihm. Ab 1965 arbeitete er für Magazine wie Twen, Eltern, Playboy, Stern – und vor allem für Geo. Auszeichnungen folgten, etwa der „World Press Photo Award“.
Erst eine Retrospektive seines Schaffens im hiesigen Kunstmuseum brachte Mangold 2016 wieder häufiger in die Heimat, eine späte Aussöhnung wurde möglich. 82-jährig begann er nochmal die Motivsuche, nahm wieder seine Analogkameras zur Hand und erarbeitete ein letztes Buch: „Ravensburg mit meinen Augen“(Biberacher Verlagsdruckerei) wird nun veröffentlicht. Guido Mangold hat es tatsächlich geschafft, neue Blickwinkel in der häufig fotografierten Stadt zu finden. Auch die Gewichtung zwischen historischpittoresken Themen sowie Aktuellem stimmt. Klaus Nachbaur, Neffe des Fotografen und erfahrener Journalist, schrieb die Texte, Eva Hocke sorgte für die schöne Gestaltung.
Die Ravensburger können sich freuen, ein gelungenes Foto-Heimatbuch ist entstanden. Natürlich in erster Linie aufgrund der bestechenden Qualität der Aufnahmen. Aber auch, da so ein großer Kulturschaffender der Stadt heimkehren kann. Dem Umweg über das Kunstmuseum sei Dank! Im Beisein Guido Mangolds wird der Band am Mittwoch, 15. November, mit einer festlichen Buchvorstellung im Schwörsaal präsentiert.
Das Schaffen des Autors und Herausgebers Manfred Bosch ist eng mit der Literaturlandschaft an Bodensee und Hochrhein verknüpft, Martin Walser prägte einst den Ehrentitel „Literarischer Sekretär der Region“. In etlichen Publikationen erinnerte dieser an vergessene, einst verfolgte oder ins Exil getriebene Schriftsteller. 1988 war er Herausgeber der Werke des Ravensburger Autors Josef W. Janker. Zweimal erhielt Bosch den Bodensee-Literaturpreis, 1997 für das Standardwerk „Bohème am Bodensee. Literarisches Leben am See von 1900 bis 1950“. Zu seinem 70. Geburtstag wurde Bosch kürzlich eine Ausstellung im Hesse-Museum Gaienhofen ausgerichtet. Was von ihr bleibt, ist das im Südverlag Konstanz erschienene Begleitbuch („Manfred Bosch-Literarischer Sekretär der Region“): eine 240-seitige Würdigung des emsigen Publizisten. Freunde, Kollegen und Autoren setzen mit ihren Texten das Porträt eines Literaturarbeiters zusammen, dem die schreibende Szene am nördlichen See – und natürlich das lesende Publikum – sehr viel zu verdanken hat.
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