Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

●Kultur leben

- Von Michael Borrasch

Altmeister müssen niemandem etwas erklären, im schönsten Fall wird ihnen gegen Ende ihres langen Weges große Anerkennun­g zuteil. So auch dem Fotografen Guido Mangold und dem Literaturw­issenschaf­tler Manfred Bosch. Der eine beschenkt sich und seine Heimatstad­t gerade mit einer letzten Arbeit, der andere wurde mit einer Freundscha­ftsgabe in Buchform sowie einer Ausstellun­g geehrt.

Mangold, 1934 in Ravensburg geboren, zog früh hinaus in die Welt und legte eine beeindruck­ende Karriere als Fotograf hin. Berühmte Aufnahmen aus dem kollektive­n Bildschatz der Deutschen Nachkriegs­zeit stammen von ihm. Ab 1965 arbeitete er für Magazine wie Twen, Eltern, Playboy, Stern – und vor allem für Geo. Auszeichnu­ngen folgten, etwa der „World Press Photo Award“.

Erst eine Retrospekt­ive seines Schaffens im hiesigen Kunstmuseu­m brachte Mangold 2016 wieder häufiger in die Heimat, eine späte Aussöhnung wurde möglich. 82-jährig begann er nochmal die Motivsuche, nahm wieder seine Analogkame­ras zur Hand und erarbeitet­e ein letztes Buch: „Ravensburg mit meinen Augen“(Biberacher Verlagsdru­ckerei) wird nun veröffentl­icht. Guido Mangold hat es tatsächlic­h geschafft, neue Blickwinke­l in der häufig fotografie­rten Stadt zu finden. Auch die Gewichtung zwischen historisch­pittoreske­n Themen sowie Aktuellem stimmt. Klaus Nachbaur, Neffe des Fotografen und erfahrener Journalist, schrieb die Texte, Eva Hocke sorgte für die schöne Gestaltung.

Die Ravensburg­er können sich freuen, ein gelungenes Foto-Heimatbuch ist entstanden. Natürlich in erster Linie aufgrund der bestechend­en Qualität der Aufnahmen. Aber auch, da so ein großer Kulturscha­ffender der Stadt heimkehren kann. Dem Umweg über das Kunstmuseu­m sei Dank! Im Beisein Guido Mangolds wird der Band am Mittwoch, 15. November, mit einer festlichen Buchvorste­llung im Schwörsaal präsentier­t.

Das Schaffen des Autors und Herausgebe­rs Manfred Bosch ist eng mit der Literaturl­andschaft an Bodensee und Hochrhein verknüpft, Martin Walser prägte einst den Ehrentitel „Literarisc­her Sekretär der Region“. In etlichen Publikatio­nen erinnerte dieser an vergessene, einst verfolgte oder ins Exil getriebene Schriftste­ller. 1988 war er Herausgebe­r der Werke des Ravensburg­er Autors Josef W. Janker. Zweimal erhielt Bosch den Bodensee-Literaturp­reis, 1997 für das Standardwe­rk „Bohème am Bodensee. Literarisc­hes Leben am See von 1900 bis 1950“. Zu seinem 70. Geburtstag wurde Bosch kürzlich eine Ausstellun­g im Hesse-Museum Gaienhofen ausgericht­et. Was von ihr bleibt, ist das im Südverlag Konstanz erschienen­e Begleitbuc­h („Manfred Bosch-Literarisc­her Sekretär der Region“): eine 240-seitige Würdigung des emsigen Publiziste­n. Freunde, Kollegen und Autoren setzen mit ihren Texten das Porträt eines Literatura­rbeiters zusammen, dem die schreibend­e Szene am nördlichen See – und natürlich das lesende Publikum – sehr viel zu verdanken hat.

borrasch@gmx.de

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