Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Mehr als 400 Tote bei Erdbeben in Iran und im Irak
Kurdische Grenzregion von Erdstoß der Stärke 7,3 erschüttert – Teheran ruft Staatstrauer aus
ISFAHAN - Es war der stärkste Erdstoß seit fast 30 Jahren in der Region: Ein Beben der Stärke 7,3 hat in der Nacht zu Montag die kurdische Grenzregion zwischen Iran und dem Irak erschüttert. Wie das iranische Innenministerium gestern Abend berichtete, kamen bei der Naturkatastrophe mindestens 445 Iraner ums Leben. 7100 wurden verletzt. Aus dem benachbarten Irak wurden 15 Todesopfer gemeldet. Das Beben war so heftig, dass es selbst in der fast 800 Kilometer entfernten iranischen Hauptstadt Teheran deutlich zu spüren war.
Wegen der zu erwartenden Nachbeben, welche noch die Magnitude 6 erreichen können, gehen die iranischen Behörden davon aus, dass die Zahl der Opfer in den kommenden Tagen weiter nach oben korrigiert werden muss. Die Naturkatastrophe ereignete sich 30 Kilometer südlich der ostirakischen Kurdenstadt Halabschah.
Am stärksten betroffen ist das iranische Sarpol-e Zahab, wo mehr als 240 Menschen ums Leben kamen. Die überwiegend aus Lehmziegeln gebauten Häuser der Ortschaft gelten als extrem einsturzgefährdet. Viele der Gebäude, berichteten Überlebende, seien wie Kartenhäuser zusammengestürzt: „Es fühlte sich an wie das Ende der Zeit“. Selbst ein relativ moderner fünfstöckiger Wohnkomplex, der in der Amtszeit von Ex-Präsident Ahmadinedschad gebaut und den schönen Namen „Haus der Nächstenliebe“erhalten hatte, hielt der Wucht des Bebens nicht stand. Da auch das einzige Krankenhaus in der Grenzregion schwer beschädigt wurde und viele Straßen bis zum Nachmittag unpassierbar waren, konnten die vielen Verletzten zunächst nicht behandelt werden.
Tektonische Bruchlinie
Die Betroffenheit in Iran ist groß. Vor den Teheraner Blutspendezentren bildeten sich lange Schlangen. Staatspräsident Hassan Rohani will heute die Katastrophenregion besuchen. Die Oberkommandierenden der Revolutionsgardisten und der regulären Armee waren bereits gestern in die die Grenzprovinz Kermanshar gereist, in der eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen wurde.
Neben den Streitkräften und dem iranischen Halbmond hat auch die Türkei einen ersten Hilfskonvoi mit Lebensmitteln und Medikamenten in das Katastrophengebiet geschickt. Auch die Bundesregierung und die UN boten Hilfe an.
Die bergige Grenzregion zwischen den Iran und dem Irak wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert; dort verläuft eine tektonische Bruchlinie. Im Nordiran kamen bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 im Jahr 1990 rund 40 000 Menschen ums Leben. 2003 erschütterte ein Erdstoß die historische Stadt Bam im Südosten des Iran. Dabei kamen mindestens 31 000 Menschen ums Leben. Auch 2005 und 2012 gab es im Iran schwere Beben mit Hunderten Toten.
Etwas später am Sonntagabend (Ortszeit) erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,4 die Pazifikküste von Costa Rica. Die Opferzahl blieb zunächst niedrig. Zwei Menschen starben an einem Herzinfarkt. Die Behörden riefen die Menschen für den Fall weiterer Nachbeben zur Ruhe auf.