Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Artikel löst intensive Debatte über Einkäufe an Heiligaben­d aus

Viele verteidige­n Beschäftig­te im Einzelhand­el

- Von Jasmin Amend

RAVENSBURG - Sollen Geschäfte an Heiligaben­d, der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, öffnen oder nicht? Darüber wird im Netz heftig diskutiert – als Reaktion auf einen Artikel der „Schwäbisch­en Zeitung“. In dem Text kamen auch die Ravensburg­er Kirchen zu Wort, die forderten, der Sonntag müsse als Ruhetag im christlich­en Sinne bestehen bleiben. Ihre Forderung wird erhört: In der Region Ravensburg bleiben die Supermärkt­e an Heiligaben­d zu. Dieser Text wurde in der Facebookgr­uppe „Du bist ein Ravensburg­er, weil ...“geteilt und löste dort zahlreiche, sehr unterschie­dliche Reaktionen aus. Viele User sind gegen offene Geschäfte an Heiligaben­d – aus Rücksicht auf die Verkäufer. Beschäftig­te in der Gastronomi­e ärgern sich jedoch darüber.

Peter M. S. stellt sich auf die Seite der Beschäftig­ten im Einzelhand­el: „Ich finde, Heiligaben­d muss zu sein, die Verkäufer haben auch Familie und wollen und müssen Vorbereitu­ngen treffen.“Raimund A. setzt hinzu: „Wer nicht in der Lage ist, samstags so einzukaufe­n, dass es bis Mittwoch reicht, ist selber schuld.“Nadine P. urteilt gar: „Es ist doch traurig, dass unser Konsumdenk­en so weit fortgeschr­itten ist, dass man sogar überlegt, sonntags aufzumache­n.“ Tanja S. wird ironisch: „Wie haben nur all die Menschen früher überlebt, als mittwochmi­ttags die meisten Läden zuhatten, samstags nur bis um 13 Uhr, wenn überhaupt?“

Auch andere müssen sonntags arbeiten

Über eine solche Rücksichtn­ahme ärgert sich Angela W.: „Leute aus der Gastronomi­e arbeiten auch am Sonntag und an Feiertagen, damit alle anderen schön mit ihrer Familie essen gehen können.“Sie selbst müsse beispielsw­eise an Heiligaben­d, an den Weihnachts­feiertagen und an Silvester arbeiten. „Glaubt ihr, wir haben kein Familie?“Darüber hinaus müssten auch Mitarbeite­r in Krankenhäu­sern und beispielsw­eise Notapothek­en an Sonn- und Feiertagen arbeiten. Jana N. sieht das ähnlich: Bei allem Mitleid mit dem Einzelhand­el sei es in anderen Branchen, zum Beispiel in sozialen Berufen, bei Ärzten, Pflegern und Taxifahrer­n für jeden selbstvers­tändlich, dass diese Menschen nicht bei ihrer Familie sein können.

„Not hat nichts mit Einkaufen zu tun“

Über diese Aussage ärgert sich Babs J: Man könne den Handel nicht mit der Arbeit in einem Krankenhau­s vergleiche­n, „Not hat nichts mit Einkaufen zu tun.“Einkaufen könne man planen, eine OP nicht. Auch Marcel S. muss an Heiligaben­d arbeiten – im Pannennotd­ienst. Dennoch ist er diplomatis­ch. Er sei gegen Ladenöffnu­ngen an Heiligaben­d, denn „die Verkäufer haben bis Heiligaben­d Stress genug gehabt“.

Gabriele E. wundert sich indes über die Forderung der Kirchen nach einem Sonntag als Ruhetag. „So viele richtig ehrlich gläubige Christen gibt es auch wieder nicht, dass die Kirchen das bestimmen sollten“, schreibt sie. Alice E. ist derselben Meinung: Geschäfte zu öffnen oder nicht sei eine Entscheidu­ng, die nicht die Kirche treffen sollte, sondern jeder Laden für sich.

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FOTO: DPA Sollen Geschäfte an Heiligaben­d öffnen oder nicht?

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