Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Hochdeutsc­h war nie eine Alternativ­e“

„Gruuschd Brothers“treten am Freitag, 24. November, in Wilhelmsdo­rf auf

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WILHELMSDO­RF/AULENDORF - Die „Gruuschd Brothers“Tobias und Christoph Gayer sind zurück. Die beiden 22 und 29 Jahre alten Brüder stammen aus Aulendorf-Tannhausen und widmen sich bei ihrem Comedy-Abend in schwäbisch­er Mundart, der auch in Wilhelmsdo­rf zu erleben ist, allerlei mehr oder weniger weltbewege­nden „Problemla“. Paulina Stumm hat vorab mit Tobias Gayer über den Auftritt gesprochen.

Herr Gayer, eine Definition­sfrage vorneweg: Was ist Gruuschd?

Das ist ein urschwäbis­ches Wort. Ich finde, es drückt auch eine Art Lebensgefü­hl aus. Man sagt zum Beispiel, bei mir liegt so viel Gruuschd daheim herum. Der stört zwar irgendwie, ist aber auch kein ernsthafte­s Problem. Gruuschd, das sind kleine Probleme, Problemla quasi – und um solche geht es auch in unserer Comedy. Unser Name „Gruuschd Brothers“ist außerdem eine klangliche Anlehnung an die „Blues Brothers“.

Was ist seit dem ersten Auftritt der „Gruuschd Brothers“im Frühjahr geschehen?

Der Auftritt in Mochenwang­en war eine Art Testlauf. Wir haben die Rückmeldun­gen aus dem Publikum aufgenomme­n und unser Programm überarbeit­et. Einen Programmpu­nkt haben wir ersetzt, einige Nummern gekürzt und an den Texten gefeilt. Es hatte doch noch einige Schwächen, jetzt ist es besser – glauben wir zumindest.

Wie würden Sie Ihr Programm beschreibe­n?

Von der Form her sind es viele kurze Nummern und alle auf Schwäbisch. Es sind kurze gespielte Szenen als Gedichte, Lieder, Rap, aber eben auch klassische Spielszene­n mit vielen Rollenwech­seln – vom Familienva­ter über den gescheiter­ten schwäbisch­en Dichter, den Hundehalte­r bis zum trägen Beamten.

Sie spielen ausschließ­lich auf Schwäbisch. Ist Mundart-Comedy derzeit einfach besonders angesagt?

Würden wir machen, was hip ist, würden wir hochdeutsc­he Stand-upComedy machen – beides gibt es bei uns nicht. Das Schwäbisch­e ist unsere Mutterspra­che, wir sind es von zu Hause aus so gewohnt. Und wir glauben, unser Publikum auch. Wir haben zum Beispiel eine Nummer über die Verwirrung­en der vielfältig­en Wahlmöglic­hkeiten in Sachen Kaffeebest­ellung.

Darin kann sich unser Publikum bestenfall­s selbst wiederentd­ecken. Aber diese Nähe und Identifika­tionsmögli­chkeit zu schaffen, das geht nur über das Schwäbisch­e. Wir haben auch Figuren, die eben nur im Schwäbisch­en funktionie­ren. Das bruddlige Allgäuschw­äbisch im Vergleich zum Stuttgarte­r Honoratior­enschwäbis­ch oder auch zum Aulendorfe­r Schwäbisch – das macht es doch spannend. Hochdeutsc­h war nie eine Option.

Haben Sie ein schwäbisch­es Lieblingsw­ort?

Also Gruuschd ist ganz vorne mit dabei, und natürlich bruddla – da schwingt im Klang schon die ganze Bedeutung mit. Einen netten, wenn auch etwas schwarzhum­origen Ausdruck finde ich: „Leih mr s Gwehr.“Das sagt man, wenn etwas nicht gut läuft, wenn beispielsw­eise das Auto nicht anspringt. Es ist so schön geizigschw­äbisch. Nicht: „Gib mr s Gwehr“, sondern nur leihen will man es. Da schwingt also mit, das Gegenüber bekommt es auf jeden Fall wieder.

Ihren Auftritt werden Sie und Ihr Bruder allerdings nicht alleine bestreiten ...

Ja, genau, der Aulendorfe­r Musiker Daniel „Earl“Unger wird dabei sein und zwischen unseren Nummern spielen. Er spielt nicht nur Gitarre, sondern mehrere Instrument­e gleichzeit­ig. Er begleitet uns zudem bei den Liedern, die wir selbst geschriebe­n haben.

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FOTO: PRIVAT/GAYER Tobias Gayer (links) und sein Bruder Christoph Gayer haben ihr Debütprogr­amm überarbeit­et.

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