Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Diskriminierende Auswahlkriterien“
Mit Sorge habe ich von der Reformierung des Auswahlverfahrens für die Trommlergruppen der Gymnasien durch die jeweiligen Schulleiter und den Schützenvater erfahren. Hierbei soll es der Schulleitung ab sofort freistehen, Schülern mit einem Notendurchschnitt schlechter als 3,0 oder einer Verhaltensnote schlechter als „gut“die Teilnahme an den Wahlen zu verweigern. Noch im Rundschreiben an die Schüler wird betont, „die beiden Trommlergruppen repräsentieren die Gymnasien in besonderer Weise“. Doch wie repräsentativ können die Trommlergruppen mit solch diskriminierenden Auswahlkriterien noch sein? Schließlich zeigt die Realität ein ganz anderes Bild. Viele Schüler entsprechen diesen Selektionskriterien nicht oder nicht in Gänze und werden deshalb ab sofort von der Ausübung dieses allseits beliebten Ehrenamtes ausgeschlossen. Wenn ich auf meine eigene Zeit als Aktiver zurückblicke, erinnere ich mich, wie sehr jeder Einzelne von der Pluralität innerhalb der Gemeinschaft profitiert hat. Die Gruppen leben seit jeher von ihrer Vielfalt an Persönlichkeiten. Nun ist das demokratische Prinzip früherer Tage gestürzt, die Teilnahme in den Trommlergruppen soll in einer Hauruck-Aktion zu einer elitären Veranstaltung verkommen, zu der nicht mehr jedermann Zugang hat. Selbst die Oberen und Oberchargen müssen von nun an seitens der Schulleitung abgesegnet werden. Das eigenwillige Demokratieverständnis der Rektoren wirft hierbei Fragen auf. Wie pädagogisch wertvoll die Isolation leistungsschwächerer Schüler von gesellschaftlichen und kulturellen Brauchtümern ist, darf ebenfalls diskutiert werden. Fest steht jedoch, dass diese Reform wohl einen weiteren Tiefpunkt in den vielen Debatten rund um unser geliebtes „Schülerfest“darstellt.
Philipp Plath, Ravensburg
Leserbrief über den Radwegbau bei der Bahnunterführung für die B 30neu: