Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Bitte nehmt uns nicht unsere Konzerte weg!“
Mit Spannung und Vorfreude erwarte ich jedes Jahr die Ankündigung der Weingartener Spielzeit und besuche gemeinsam mit Partner und Freunden so viele Veranstaltungen wie möglich, meist Konzerte.
Das hervorragende, klug ausgewählte Konzertprogramm mit hochkarätigen Solisten und Ensembles sucht in der Region seinesgleichen, zieht Besucher von weither an und ist ein Alleinstellungsmerkmal für Weingarten: Keine der umliegenden Kreisstädte verfügt über ein vergleichbar gutes Angebot. Für mich und viele andere machen diese Konzerte, die ohne lange Fahrt erreichbar sind, einen großen Teil der Lebensqualität in und der Identifikation mit Weingarten aus, und ich möchte nicht darauf verzichten! Natürlich sollte man darüber nachdenken, wie man die Weingartener Studierenden ansprechen kann. Die meisten sind allerdings Pendelstudenten, die mehr an ihre Heimatorte angebunden sind; selbst in Veranstaltungen der Linse werden sie nicht sehr zahlreich gesichtet. Es ist daher fraglich, ob mehr von ihnen Veranstaltungen in Weingarten wahrnehmen, wenn man das bisherige Programm durch eine Beliebigkeitskultur ersetzt. Und zu unterstellen, junge Menschen, die oftmals selbst ein Instrument spielen oder sogar an der PH Musik studieren, würden sich grundsätzlich nicht für „Hochkultur" interessieren, ist ein Vorurteil und heißt, sie zu unterschätzen. Leider zeugt der in Ihrem Artikel berichtete Vorstoß des grünen Gemeinderats von erschreckender Provinzialität. Was soll bitte eine „ganzheitliche Kulturkonzeption" sein? Warum kümmern sich die Grünen im Weingartener Stadtrat eigentlich nicht um Naturschutz? Hier hört man leider so gut wie nichts, obwohl einiges zu tun wäre. Im übrigen: Ich bin inzwischen knapp über 50 – muss ich mir die implizite Diskriminierung („nur Kultur für Menschen jenseits der 50“) gefallen lassen?!
Felicitas Tank, Weingarten
Leserbrief zu: „Islamwissenschaftler setzt auf Bildung“(SZ, 13. November)