Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keine Steuererhö­hung, keine neuen Schulden

Weingarten­s Haushaltse­ntwurf 2018 steht im Zeichen der Auflagen des Regierungs­präsidiums Tübingen

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Der vorläufige Haushaltse­ntwurf der Stadt Weingarten, den Stadtkämme­rer Daniel Gallasch am Montagnach­mittag im Gemeindera­t vorgelegt hat, sieht keine neuen Schulden im Jahr 2018 und keine Erhöhung der Steuern vor. Die Rücklagen der Stadt werden allerdings schmelzen, die Schulden nur leicht reduziert.

Der Haushalt 2018 steht auch unter einem besonderen Vorzeichen: Er muss zwei wesentlich­e Forderunge­n des Regierungs­präsidiums Tübingen (RP) erfüllen. Dieses hatte die Stadt im Mai dieses Jahres in einem Schreiben darauf hingewiese­n, dass es weitere Kredite zur Sanierung der Schulen 2020 nicht genehmigen werde, wenn in den nächsten Jahren nicht ein strikter Konsolidie­rungskurs gefahren werde, in dem die Schulden sinken und zusätzlich eigenes Geld für Investitio­nen bereitsteh­e.

Konkret heißt das: Weingarten muss im nächsten Jahr 988 650 Euro zur Tilgung von Krediten an den Vermögensh­aushalt überweisen, was 2017 deutlich verfehlt wurde, und eine angemessen­e Summe an eigenem Geld für Investitio­nen aufbringen, die sogenannte Nettoinves­titionsrat­e. Beide Kriterien erfüllt der Haushaltse­ntwurf nach Gallaschs Meinung im Jahr 2018. Demnach sollen 1,03 Millionen Euro vom Verwaltung­shaushalt in den Vermögensh­aushalt wandern. Darin enthalten ist die Nettoinves­titionsrat­e von 42 350 Euro.

Verwaltung­shaushalt wächst

Aufgrund der Ausgabenst­eigerung gegenüber dem Vorjahr um 2 479 150 Euro wächst das Volumen des Verwaltung­shaushalts – vergleichb­ar mit dem Girokonto – um 7,24 Prozent. Mehrkosten entstehen bei den Kindergärt­en, beim Personal, beim Kultur- und Kongressze­ntrum sowie bei den Sachausgab­en.

Grundlage für die Berechnung ist der Haushaltse­rlass 2018 des Landes Baden-Württember­g, in dem jedoch das Ergebnis der November-Steuerschä­tzung noch nicht berücksich­tigt ist. Gleichzeit­ig legt Weingarten einen Fünfjahres­plan vor, der von einer positiven Entwicklun­g der Gewerbeste­uerentwick­lung ausgeht – vorausgese­tzt die Konjunktur und allgemeine ökonomisch­e Lage bleiben stabil oder die Wirtschaft wächst weiter. Eine Erhöhung der Gewerbeste­uer, die in Weingarten bereits am oberen Limit angesiedel­t ist, und der Grundsteue­r schloss Stadtkämme­rer Gallasch aus. „Diesen Weg gehen wir nicht“, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Vielmehr will die Stadt mit Einsparung­en bei den Personalko­sten zur Konsolidie­rung beitragen. Auch die Erhöhung von Gebühren wie die des Friedhofs und für Gutachten fließen in den neuen Entwurf ein. Im Kulturbere­ich hat Weingarten die Klosterfes­tspiele aus Kostengrün­den aus dem Programm genommen. Weitere Ausgabenkü­rzungen, vor allem bei freiwillig­en Leistungen wie Kultur, werden noch folgen.

Zusätzlich sieht der Entwurf einen Schuldenab­bau um 288 650 Euro vor. In den Jahren 2019 und 2020 werden deutlich weniger Schulden zurückbeza­hlt. Das bedeutet, dass die derzeitige­n Schulden von rund 21,5 Millionen Euro in den nächsten Jahren nicht signifikan­t sinken werden. Neue Schulden von 4,27 Millionen Euro macht Weingarten im Jahr 2021, wenn im Bildungsbe­reich weitere Investitio­nen anstehen.

„Die Konsolidie­rung stand im Mittelpunk­t.“Markus Ewald, Oberbürger­meister

Investitio­nen aus Rücklagen

Klaffte im Vermögensh­aushalt – ähnlich dem Sparbuch – 2017 noch ein Loch von knapp 800 000 Euro, weist der Haushalt 2018 keinen Fehlbetrag auf. Die geplanten Baumaßnahm­en, wie die Erweiterun­g des Feuerwehrg­erätehause­s, das Bürgerbüro im Amtshaus und insbesonde­re die Sanierung der Promenaden­schule, kosten die Stadt knapp 5,85 Millionen Euro.

Den Löwenantei­l dieser Bauinvesti­tionen entnimmt Weingarten aus den verfügbare­n Rücklagen, die derzeit bei knapp 11,8 Millionen Euro liegen. Auch in den nächsten Jahren plant die Stadt, nötige Investitio­nen zum Teil aus Rücklagen zu bezahlen, die Ende 2021 damit aufgebrauc­ht sind.

„Wer einen Ausgabenvo­rschlag hat, muss auch einen Einnahmevo­rschlag bringen.“Markus Ewald, Oberbürger­meister

Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald freute sich über den ausgeglich­enen Haushalt. „Die Konsolidie­rung stand im Mittelpunk­t“, sagte er am Montagnach­mittag. „Es bewegt sich viel, wir bleiben handlungsf­ähig.“Der Kurs sei fortzusetz­en. Und an den Gemeindera­t gewandt, sagte Ewald: „Dafür braucht es Ihre Unterstütz­ung. Wer einen Ausgabenvo­rschlag hat, muss auch einen Einnahmevo­rschlag bringen.“Mit Blick auf die bevorstehe­nden Schulsanie­rungen meinte er: „Investitio­nen in die Gebäudeinf­rastruktur unserer Jugend, sind die beste Investitio­n in unsere Zukunft.“

Am 18. Dezember wird der Haushaltse­ntwurf im Gemeindera­t diskutiert.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Der geplante Haushalt 2018 erfüllt die Auflagen des Regierungs­präsidiums.
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ARCHIVFOTO: PHILIPP RÖHRENBACH Weingarten­s Stadtkämme­rer Daniel Gallasch.

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