Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Jamaika – eine Glanznumme­r

Beim Jahreskonz­ert der Musikkapel­le Berg stehen mehr als 100 Akteure auf der Bühne

- Von Adelinde Schwegler

BERG - Wie in Berlin ist auch in Berg der Versuch einer karibische­n Lösung eine Herausford­erung gewesen. Doch anders als „Jamaika“ist die Trachtenka­pelle hier mit ihren „Danzas Cubanas“nicht gescheiter­t, sondern hat damit den Höhepunkt ihres Jahreskonz­erts 2017 gesetzt.

Volles Haus, gute Stimmung und ein erlesenes Musikprogr­amm bestimmten den Abend, für den sich die sieben Euro Eintritt wahrlich gelohnt hatten. Nicht nur, weil sich Dirigent Markus Frankenhau­ser mit Conga, Salsa und Mambo an ein Stück gewagt hatte, das für die Höchststuf­e ausgepreis­t war, sondern weil ausschließ­lich moderne, anspruchsv­olle, neue, bislang von Blaskapell­en noch wenig gehörte Kompositio­nen gespielt wurden.

Den Auftakt machte die Jugendkape­lle unter Leitung von Johanna Kreuzer. Auch wenn sie mit „Olympic Spirit“ins Programm einstiegen, zeigten die 38 Jugendlich­en, dass sie es offensicht­lich nicht bei dem olympische­n Gedanken „Dabeisein ist alles“belassen, und sie so im Engagement und Niveau an manche Gesamtkape­lle heranreich­en. Kein Wunder also, dass Vorsitzend­er Reinhold Köberle um die Zukunft der Berger Trachtenka­pelle nicht bange sein muss. Sieben Buben und Mädchen hatten beim Herbstkonz­ert ihr Jugendkape­llen-Debüt, zehn Jungmusika­nten spielten erstmals bei der Gesamtkape­lle mit.

Internatio­nale Hits und Soloauftri­tte

Und von dieser sagte Moderatori­n Dagmar Schwegler am Konzertabe­nd: „ Es ist wie bei einem Möbelwagen – richtig packen ist alles“, wenn 86 Musikanten auf der Bühne sitzen. Aber es klappt. „Triumph der Optimists“ist als erstes Stück angesagt, ein Titel mit Hornsolo, der für die Berger Musiker in den vergangene­n Wochen gleichsam Programm gewesen ist. Denn bis vor wenigen Tagen war unklar, ob die Festhalle wegen Renovierun­gsarbeiten überhaupt nutzbar ist. Und optimistis­ch ging es weiter mit internatio­nalen Titeln und Soloauftri­tten.

Der erste gehört Manuel Kreuzer mit seinem Saxofon und „Purple Rain“. Der amerikanis­che Sänger Prince hat dafür einen Oscar und zwei Grammys bekommen, Manu Kreuzer wurde mit frenetisch­em Beifall belohnt. Dasselbe gilt auch für Anna Moosmann und Julia Kapler, die mit ihren Trompeten die PopBallade „My Dream“von Peter Leitner erst zu einem Traum werden ließen, sowie die Klarinetti­stin und Gesangssol­istin Judith Lang, die mit dem Filmlied „Gabriellas Sang“die Zuhörer mit nach Schweden nahm.

Alle Register wurden gezogen, als sich die Trachtenka­pelle mit einem Konzertmar­sch in die „Alpenwelt“(von Anton Ulrich) aufmachte. Wie einfühlsam und fein 86 Musikinstr­umente die Geschichte vom berühmtest­en Kindermädc­hen der Welt erzählen können, zeigten die Musiker mit Weisen aus dem Musical Mary Poppins, das lange in Stuttgart spielte. Und schließlic­h erklang noch mit Judith Langs weicher Stimme „non, je ne regrette rien“. Ein Chanson, das Edith Piaf weltberühm­t machte und ein Titel, den Markus Frankenhau­ser als Fazit für sein Programm nehmen kann: Nichts zu bereuen, alles richtig gemacht. Die Stückwahl war abwechslun­gsreich, beschränkt­e sich aufs Musikalisc­he ohne Nebeneffek­te, die Musiker waren stark gefordert – aber nicht überforder­t, konzentrie­rt, bis der letzte Takt „Berliner Luft“aus dem Schlussmar­sch in Mitpfeifen und Beifall unterging.

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FOTO: ELKE OBSER Beim Jahreskonz­ert der Musikkapel­le Berg unterhielt­en mehr als 100 Akteure das Publikum.

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