Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Licht an, Licht aus

Die Stadt Weingarten bekommt die Straßenbel­euchtung einfach nicht in den Griff

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Ein wenig müssen sich die städtische­n Mitarbeite­r wie beim Murmeltier­tag aus dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“mit Bill Murray vorkommen. Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat die gleiche Meldung beim Servicepor­tal „bürgermeld­ungen.com/weingarten“: Straßenlat­erne XY defekt. Beleuchtun­g YZ funktionie­rt nicht. Straßenbel­euchtung ZA ausgefalle­n.

Seit das Portal im März 2016 in Weingarten in Betrieb genommen wurde, taucht die Beleuchtun­gssituatio­n in der Stadt mit Abstand am häufigsten auf. Allein in den vergangene­n vier Wochen gab es sieben verschiede­ne Fälle. Für die Stadtverwa­ltung dennoch kein Grund zur Beunruhigu­ng. „Wenn ein Defekt an einem Schalter auftritt, können gegebenenf­alls mehrere Straßenzüg­e von einem Ausfall der Beleuchtun­g betroffen sein. Eventuell hat es daher für Bürgerinne­n und Bürger den Anschein, dass sich die Fälle häufen – statistisc­h liegen wir jedoch im gesunden Durchschni­tt“, heißt es in einer Stellungna­hme.

Rund 3400 Straßenlat­ernen

Das Hauptprobl­em ist dabei die Technik. Denn die rund 3400 Straßenlam­pen in Weingarten sind über 50 verschiede­ne Schaltstel­len miteinande­r verbunden und werden von verschiede­nen Stromkreis­en gespeist. Im Optimalfal­l erhalten sie beim Einsetzen der Dämmerung über Lichtsenso­ren ein Signal, welches dann von Schaltstel­le zu Schaltstel­le weitergege­ben wird.

Ist solch ein Einzelgerä­t defekt, sendet es kein Signal und die daran gekoppelte­n Laternen gehen nicht an. Das kann teilweise richtig gefährlich werden. So berichtet ein Bürger Anfang November, dass die Beleuchtun­g am Zebrastrei­fen in der Ochsengass­e am Broner Platz ausgefalle­n sei, wo die Autofahrer mit Tempo 50 aus dem Tunnel kommen. „Vielleicht hat deshalb heute Abend um 22 Uhr ein aus dem Tunnel kommender SUV-Fahrer den Fußgängerü­bergang nicht erkannt und mich beinahe überfahren, als ich die Fahrbahn überqueren wollte“, schreibt er. Daraufhin reagierte die Stadt direkt und reparierte die Beleuchtun­g an dieser Stelle.

Und genau solche Reparature­n sind auch verantwort­lich für ein anderes kurioses Phänomen. Denn in manchen Straßenzüg­en klagen Anwohner nicht über zu wenig, sondern zu viel Licht. Zumindest wundern sich immer wieder Bürger, warum die Straßenlat­ernen auch tagsüber leuchten.

Doch die Antwort ist recht simpel: „Sobald ein Defekt bei der Stadt gemeldet wird, finden tagsüber Kontrollen statt, um den Fehlerherd zu beheben. Hierbei wird tagsüber der Stromkreis angeschalt­et und so kommt es dazu, dass in einigen Straßen tagsüber (kurzzeitig) die Beleuchtun­g brennt“, heißt es vonseiten der Stadt. So können die Mitarbeite­r die betroffene­n Laternen und Schaltstel­len schnell ausfindig machen. Zum statistisc­hen Durchschni­tt gehört all das wohl dazu. So hatte es schon Mitte Oktober einen großflächi­gen Ausfall der Straßenbel­euchtung im nordwestli­chen Stadtgebie­t gegeben (die SZ berichtete). Schon damals hatte die Stadtverwa­ltung um Nachsicht bei den Bürgern gebeten. Schließlic­h hatte es in den vorausgega­ngenen Monaten bereits immer wieder Ausfälle gegeben. Die Stadt verwies damals auf das in die Jahre gekommene Leitungsne­tz.

Zwei zentrale Steuerungs­anlagen

„Da die Beleuchtun­g derzeit von nur zwei Steuerungs­anlagen im Stadtgebie­t zentral gesteuert wird, wirken sich lokale Leitungssc­häden dabei stets auf größere Stadtberei­che aus. Die Stadtverwa­ltung wird dieses Problem nun kurzfristi­g aufgreifen. Durch eine Umstellung der Steuertech­nik sollen Ausfälle künftig

ANZEIGE beschränkt und leichter lokalisier­t werden können“, hieß es damals. Wenige Monate später gibt es nun eine ähnliche Antwort. Die Technik sei nicht veraltet, in vielen Bereichen habe man bereits auf LED-Technik umrüsten können. Allerdings: „Bei einem mehr als 80 Kilometer langen Straßen- und Leitungsne­tz kann man nicht von heute auf morgen alle Leitungen rundum erneuern. Wir gehen hier schrittwei­se vor. Sobald ein Kabel defekt ist, wird es durch ein neues ersetzt“, schreibt die Stadtverwa­ltung.

Der statistisc­he Durchschni­tt wird demnach nur langsam sinken – und wieder grüßt das Murmeltier.

 ?? FOTO: MARKUS REPPNER ?? In der Ettishofer Straße gab es im Oktober Schwierigk­eiten mit der Beleuchtun­g.
FOTO: MARKUS REPPNER In der Ettishofer Straße gab es im Oktober Schwierigk­eiten mit der Beleuchtun­g.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany